Stadtplanung in Meerbusch Ideen zum Baugebiet Kalverdonk

Osterath · Beim letzten Bürgerworkshop für das neue Wohngebiet wurden die Grundlagen für den Architektenwettbewerb gelegt.

Derzeit versucht die Stadt, noch freie Flächen am Kalverdonksweg zu kaufen.

Foto: Dominik Schneider

Zum dritten Mal waren die Bürger am Dienstagabend dazu aufgerufen, sich an der Planung für das neue Baugebiet Kalverdonk in Osterath zu beteiligen. „Das ist ein großes Thema, das viele Menschen umtreibt“, sagte Bürgermeister Christian Bommers bei seiner Begrüßung der rund 35 anwesenden Bürger. „Ich kann durchaus manche Bedenken verstehen“, räumte er ein. Doch man wolle gemeinsam an guten Lösungen arbeiten.

Immerhin bedeutet das 37 Hektar große Areal zwischen der Ortslage Osterath und der A 57 eine echte Vergrößerung des Ortsteils, die die Struktur und die Identität verschieben könnte. Neben der öffentlichen Begehung des Geländes mit Fachleuten von PlanLokal, NRW.Urban und der Stadt Meerbusch am 30. Oktober und einem digitalen Bürger-Workshop Mitte Januar fanden auch Treffen mit Politik und Verwaltung sowie mit sogenannten „Stakeholdern“, also Vertretern von Vereinen und Organisationen, statt.

Die Ergebnisse all dieser Arbeitssitzungen sind in das eingeflossen, was nun auf vier Stellwänden präsentiert wurde. Ehe diese Ergebnisse in die Auslobung für einen städtebaulichen Wettbewerb fließen, sollten die Bürger erneut die Gelegenheit erhalten, Wünsche und Vorschläge einzubringen, die sie noch vermissten oder die ihnen besonders am Herzen liegen. Diese konkreten und gezielten Vorgaben seien wichtig, weil die Wettbewerbsbeiträge darauf abgeklopft werden, bei welchem Vorschlag die Anforderungen am besten erfüllt seien, erklärte Jennifer Boländer von NRW.Urban. Man hätte die Vorgehensweise „Städtebaulicher Wettbewerb“ nicht wegen der Größe des Projekts, sondern wegen der komplexen Fragestellung gewählt, ergänzte Matthias Schneiders von der Stadt Meerbusch. „Groß denken und klein starten“ sei die Grundlage für die Entwicklung des Gebiets, das ökologisch, innovativ und identitätsstiftend werden solle und dessen Realisierung sich über viele Jahre erstrecken werde.

Die Fragestellungen, Ziele und Probleme waren bereits zu Beginn in vier Themenbereiche eingeteilt worden.

Städtebau und Dichte

Die Gebäude sollen maximal drei Geschosse plus Staffelgeschoss haben. Nur punktuell könne davon abgewichen werden. „Die Freiraumqualitäten und damit das Mikroklima steigen, wenn wir mehr in die Höhe bauen“, erklärte einer der Planer. Dabei soll die Höhe in den Randlagen abnehmen.

30 Prozent geförderter Wohnungsbau und Wohnformen für alle Zielgruppen sind vorgesehen. Es soll eine neue sechsgruppige Kita geben, die Grundschule um einen Zug erweitert werden. Möglich sind auch Co-Working-Räume, ein Café und ein Bäcker. Die Frage, wie viele Menschen letztendlich am Kalverdonk wohnen werden, wollte an diesem Abend niemand konkret beantworten. Genauso wenig wie die Frage, wie viele der Flächen sich bereits in städtischer Hand befinden. „Die Verkaufsgespräche laufen“, so der Tenor. Ob es überhaupt gelänge, das Gebiet komplett zu erwerben, bezweifelten einige.

Natur, Landschaft und Klima

Zu diesem Thema gab es die meisten Wünsche und Vorschläge. Bürger wünschten sich weniger versiegelte Flächen vor den Häusern, autoarme Bereiche und multifunktionale Flächen mit abwechslungsreichen Oberflächen. Das Prinzip Schwammstadt müsse berücksichtigt werden, forderte ein Teilnehmer. Andere wünschten sich Urban Gardening oder Pflege-Patenschaften für öffentliche Bereiche, damit diese nicht zu uniform seien. „Artenschutz ist Klimaschutz“, hieß es von anderer Seite. Heimische Arten müssten bei der Bepflanzung Vorrang haben, Dachbegrünung und Photovoltaik gefördert werden. Kontrovers wurde es beim Thema Lärmschutz. Passiver Schutz reiche nicht aus. Eine Lärmschutzwand an der A 57 Richtung Osterath sei notwendig.

Mobilität und Verkehr

Das Auto soll untergeordnet werden, Quartiersplätze zum Parken genutzt werden. Die letzte Meile vom Haus zur Stadtbahnlinie könne mit dem Rad zurückgelegt werden. Aber auch autonome Systeme kämen in Betracht. Der ÖPNV müsse mit einer dichteren Taktung und niedrigeren Preisen attraktiver werden. Anlieger forderten, dass die zusätzliche Belastung der umliegenden Straßen und der Verkehr zur Schule berücksichtig werden sollten.

Identität des Ortes

Der dörfliche Charakter müsse erhalten bleiben. Darüber war man sich einig. So soll der Nibbelsweg, der sich durch das Gelände schlängelt, als naturräumliches Element erhalten und aufgewertet werden. Als verbindendes Element gilt der Schützenplatz, als Chance, so die Planer. Neben dem Schützenfest sind weitere Nutzungen angedacht, wie Kunst- oder Trödelmärkte. Man könne den Platz auch zum Boulespielen nutzen oder mit Wasserelementen aufwerten.

Ein Bürgerhaus könnte als Schallschutz zwischen Platz und Bebauung errichtet werden. Aber auch im Neubaugebiet sollen attraktive Begegnungsräume für alle entstehen, denn die Identifizierung der Bürger mit ihrem Ort höre nicht am Schützenplatz auf, so ein Bürger.