Kunstausstellung im Alten Küsterhaus Bunte Fabelwesen im Alten Küsterhaus
Meerbusch · Unter dem Titel „Wann habe ich angefangen mich zu wundern“ zeigt der ehemalige Student der Kunstakademie Düsseldorf fantastische Fabel- und Tierwesen. Neu im Repertoire sind fragile Skulpturen.
Schon der Titel macht deutlich, dass es sich um eine außergewöhnliche Kunst-Präsentation handelt. „Wann habe ich angefangen mich zu wundern“ ist die Ausstellung überschrieben, die in der Galerie des Alten Küsterhaus Arbeiten von Dominik Sartor zeigt. „Lassen Sie sich in Zeiten zwischen Social Media und Perfektionismus von nicht perfekten, aber sehr liebenswerten Charakteren entführen“: So begrüßte Isabelle von Rundstedt, Kuratorin, Kunsthistorikerin und Galerieleiterin, die Vernissage-Gäste.
Die Charaktere werden von Dominik Sartor (geb. 1979) in Szene gesetzt. Seine meist von Fabel- und Tierwesen lebenden Bilder sind oft Fantasie-Figuren, die in Geschichten mitzuspielen scheinen, die sich jeder selbst ausdenken darf. Der in Köln lebende Künstler lässt sich nicht von Ideen leiten. Ihn treibt der Entstehungsprozess, bis am Ende der eine Moment entstanden ist, den es festzuhalten lohnt. Auf großen Formaten sorgt ein vielschichtiger Farbauftrag für Plastizität: „Ich bin ganz klar Maler, die Farbe und ich arbeiten gern miteinander. Oft habe ich das Gefühl, dass meine Hand durch mich hindurchgreift und ich schaue zu, was mein Körper für mich erledigt. So entstehen diese Bilder – das kann sehr lange dauern.“ Die Farbe scheint sich selbstständig zu machen und ihre eigene Geschichte zu erzählen. Dazu sagt die Kuratorin: „Die Bilder sind oft mysteriös, vermitteln ein bisschen bösen Humor und einen gnadenlosen Blick auf die vielen Charaktere unseres Alltags.“ Das in der oberen Küsterhaus-Etage eine ganze Wand füllende Motiv hat Sartor für diese Ausstellung gemalt. Es zeigt einen Berg, nur den schneebedeckten Berg. In Anlehnung an die geschichtliche Eroberung der Berge steht auf seinem Gipfel ein winziger menschenähnlicher Krake mit Skiern. „Warum tun sich die Menschen das an, klettern auf den Berg und rutschen herunter?“, fragt sich der Künstler. Neben auch kleinen Formaten mit meist bizarren Wesen sind im Küsterhaus erstmalig Skulpturen zu sehen. Sie sind zerbrechlich, fantasievoll und aussagekräftig. So ist unter anderem die analoge Umsetzung eines digitalen Bildes zu sehen, eine dunkle Skulptur, obendrauf eine Hand mit dem Victory-Zeichen. „Wer das Handy hinhält, sieht, wie sich dieser Finger langsam auflöst. Ist das passiert, hat die Skulptur einen Stinkefinger“, erklärt Sartor, der sich aktuell mit digital entstandener Kunst beschäftigt. So tropft im Küsterhaus aus einem Behältnis an der Decke Wasser: „Ich hoffe, dass sich während der Ausstellung der Finger aus Seife auflöst und an der Skulptur herunterläuft.“
Diese Art der Darstellung liebt der Künstler, der eigentlich Illustrator werden wollte, ein Studium mit Diplom in Aachen ablegte und ein Kinderbuch veröffentlichte. An diese Periode schloss sich ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Reinhold Braun an: „Die Kunst ist frei, sie darf alles, hat keine Regeln, die etwas vorschreiben. Das ist ihre größte Eigenschaft. Und das ist der Unterschied zur Illustration, sie ist nicht frei.“ Dominik Sartor hält sich lieber in seinem Atelier, anstatt in einer Galerie auf. Aber im Alten Küsterhaus fühlen er und seine Kunst sich wohl: „Die Historie spricht für sich und die oben heruntergezogene Decke zwingt den Betrachter, nach unten zu sehen. Das ist sehr gut.“ Auch die aus Düsseldorf angereiste Besucherin Patrizia Vogt schwärmt: „Die Räume versprühen ein besonderes Flair. Diese Kunst passt sehr gut hier hin. Ich war schon häufiger hier, um mir Ausstellungen anzusehen.“
Die Ausstellung ist bis zum 12. März zu sehen. Öffnungszeiten: Sonntag, 11 bis 15 Uhr, oder nach Vereinbarung. Angelehnt an die Arbeiten von Dominik Sartor liest am 5. Februar, 12 Uhr, John von Düffel aus seinem Buch „Das Wenige und das Wesentliche“ (mit Diskussion). Galerie im Alten Küsterhaus, Düsseldorfer Straße 6