Meerbusch: Jugendliche ziehen die eigenen vier Wände öffentlichen Treffs vor

Jugend: Sozialraumrecherche der Fachhochschule Düsseldorf zeigt verändertes Freizeitverhalten auf.

Meerbusch. Das spezifische Profil einzelner Jugendeinrichtungen hervorheben, aber auch gemeinsame Standards erarbeiten und ein stadtteilübergreifendes Angebot festlegen - diese Faktoren sollen bei der angestrebten Neuausrichtung der Jugendarbeit in Meerbusch in einer Gesamtkonzeption verankert sein.

Auf dem Weg zu diesem Ziel hat man sich die Fachhochschule Düsseldorf mit ins Boot geholt und mit einer so genannten, nicht unumstrittenen Sozialraumrecherche beauftragt. Die Studie liegt inzwischen vor, die Erkenntnisse - mag man sie in dieser Form zum Teil auch erwartet haben - sind durchaus aufschlussreich und können nun in Zusammenarbeit mit den Freien Trägern der Jugendhilfe in eine Neukonzeption einfließen.

Zwischen 130 und 250 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren haben Professor Ulrich Deinet und seine Studenten zu Themen wie Cliquen- und Freizeitverhalten, Treffpunkte oder den Konsum virtueller Inhalte befragt. Dass junge Meerbuscher ihre Stadt wegen der ländlichen Lage schätzen, jedoch zu wenig Freizeitmöglichkeiten sowie schlechte Verkehrsanbindungen beklagen und daher am Wochenende lieber nach Düsseldorf fliehen, ist nicht weiter überraschend.

Dass jedoch 44 Prozent der Befragten angeben, täglich mindestens zwei, 31 Prozent sogar mehr als drei Stunden im Internet zu surfen, stimmt dann schon ein wenig bedenklich - und Schule spielt dabei kaum eine Rolle.

Ohnehin stelle sich die Frage, so hat Deinet auch in Gesprächen mit Sozialarbeitern in den Einrichtungen erfahren, ob den viel zitierten Treffs für Jugendliche noch die große Bedeutung beigemessen werden muss. "Wenn sie nicht über das Internet miteinander kommunizieren, treffen sich Jugendliche meist lieber zu Hause." Dieses Phänomen nennt der Professor dann "Verhäuslichung".

Ebenfalls wichtig und von Erwachsenen nicht selten verkannt: Jugendliche würden sich zunehmend über Musikstile differenzieren. Und: Die Ausweitung von Schule bis in den Nachmittag hinein mache es kaum noch möglich, überhaupt Freizeit in Jugendeinrichtungen zu verbringen.

Über ein Patentrezept verfügt auch Deinet nicht, allenfalls Anregungen könne er geben, wie man sich den gesellschaftlichen Veränderungen stelle: Schule und öffentliche Einrichtungen müssten enger kooperieren, Fachkräfte fortgebildet, mobile Jugendarbeit womöglich als Ergänzung angeboten oder vielleicht ein halbkommerzielles Jugendcafé eingerichtet werden.