Meerbusch: Trafohäuschen wird Nist- und Brutplatz

Naturschutz: Wirtschaftsbetriebe übergeben 100 Jahre altes Gebäude.

Meerbusch. Die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM) arbeiten intensiv an ihrem Image. So unterstützt sie nicht nur regelmäßig lokale Feste, sondern hat jetzt ein Naturschutz-Projekt in Ossum-Bösinghoven aufgegriffen. Mit 5000 Euro hat sie sich an der Sanierung und Erhaltung einer ehemaligen Trafostation an der Kreuzung Bösinghovener Straße/ L386 beteiligt.

Sie wird jetzt auf Initiative des Bürgervereins Ossum-Bösinghoven zu einem Nist- und Brutplatz für Vögel umgebaut. Auch Fledermäuse und Insekten sollen in dem 11,3 Meter hohen Lebensturm eine Heimat finden.

Neben der WBM sind die Naturschutzverbände NABU Willich und Meerbusch an dem Projekt beteiligt. Fertig werden soll der Lebensturm voraussichtlich Ende dieses Monats. Dem vorausgegangen waren rund sechs Monate an Vorbereitungen und Planungen.

Der Turm war im Jahr 1913 von der RWE als Umspannstation errichtet worden. Der Energieversorger hatte das 2,8 mal 2,8 Meter große Grundstück damals von der Herzogin von Arenberg gepachtet. Damit steht der Turm seit knapp 100 Jahren und gilt als eine Art Wahrzeichen des Gebiets.

Ein Abriss des baufälligen Gemäuers wäre aus landschaftlicher Sicht fatal gewesen, kommentiert WBM-Geschäftsführer Manfred Weigand die Aktion. Die Umspannstation habe nicht nur geschichtlichen Wert, sondern auch Landmarken-Funktion. Zudem orientierten sich viele Autofahrer an dem charakteristischen Gebäude.

Während die Wirtschaftsbetriebe den Turm zunächst ausgebessert und eine neue Tür eingesetzt haben, sind Bürgerverein und NABU jetzt mit Eigenleistungen beschäftigt. Die Mitglieder streichen laut Hubert Kräling, Vorsitzender des Bürgervereins Ossum-Bösinghoven, das Vogelquartier von innen, und gestalten anschließend die Brutplätze: Für Schleiereule, Steinkauz und Turmfalke werden Brutkästen hoch in den Turm gehängt und Schlafplätze für Fledermäuse eingerichtet. Schwalben und Singvögel erhalten Nistmöglichkeiten an der Außenfassade. Daneben werden auch so genannte Insektenhilfen in Holz und Lehm angebracht.

Kräling schätzt, dass trotz Eigenleistung weitere 2000 Euro Kosten auf Bürgerverein und NABU zukommen werden.

Das alte Gebäude wird seit etwa einem Jahr nicht mehr als Trafostation benutzt. Im Jahr 2008 war es von einer nahe gelegenen Kompaktstation abgelöst worden. Sie wandelt 10 000 Volt auf 400 Volt um und versorgt Teile von Bösinghoven im Umkreis von 400 Metern.

Insgesamt existieren drei dieser alten Turmstationen. Eine befindet sich in Langst-Kierst, eine weitere bei Schloss Pesch, einem ehemaligen Jagdschloss der Herzöge von Arenberg, nahe Bösinghoven.