Mittelstandsbarometer im Kreis: 62 Prozent der Firmen macht die Krise zu schaffen

Zweiter Bericht zur konjunkturellen Lage vorgelegt: Klima im Kreis ist besser als im Bundesschnitt.

Rhein-Kreis Neuss. Noch im März rutschte das Geschäftsklima im Mittelstand bundesweit auf ein Allzeittief. Doch die Zeichen für eine Erholung der Konjunktur mehren sich. Im August hellte sich die Stimmung zum fünften Mal in Folge auf.

Ein Trend, der sich auch im Rhein-Kreis Neuss widerspiegelt - so weist es zumindest das Mittelstandsbarometer aus, nach dessen erstmaliger Erstellung im vorigen Jahr nun auch Vergleichszahlen vorliegen.

Für die repräsentative Umfrage von Kreis, Sparkasse und Creditreform wurden von Juni bis August 536 Unternehmen in den acht Kommunen telefonisch interviewt. "Im Durchschnitt steht ein befragtes Unternehmen für 46 Firmen", erklärt Rainer Bovelet, wissenschaftlicher Leiter der Studie.

Befragungsinhalte waren Personal-, Gewinn- und Umsatzentwicklung, Investitionsbereitschaft und Konjunkturaussicht. Im Mittelpunkt der zweiten Befragung standen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise. "Ich hoffe, wir sind am schlimmsten vorbeigeschrammt und haben die Talsohle erreicht", so ein Fazit von Bovelet.

"62 Prozent der Mittelständler gaben an, dass sich die Krise negativ ausgewirkt hat", berichtet der Experte. Betroffen sind dabei vor allem das verarbeitende Gewerbe und der Handel. Im Städtevergleich spüren Dormagen, Rommerskirchen, Grevenbroich und Neuss die negativen Auswirkungen überdurchschnittlich stark. Die Krise führte auch zu einem Anstieg der Firmenpleiten: 196 Insolvenzverfahren wurden im ersten Halbjahr 2009 im Rhein-Kreis Neuss eröffnet.

Ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass der Tiefpunkt der Krise bereits erreicht ist. Die Chancen der in Berlin beschlossenen Konjunkturprogramme werden von den Mittelständlern eher kritisch beurteilt. "Nur etwa jedes zehnte Unternehmen bewertet die Chancen als gut oder sehr gut", berichtet Bovelet. Trotzdem gilt das Prinzip Hoffnung: Denn der negative Konjunkturtrend der bundesdeutschen Wirtschaft hat die regionale Wirtschaft offensichtlich noch nicht vollends erreicht, sagt Bovelet.

Teilindikatoren wie Auftragslage, Umsatz und Ertrag erleiden zwar empfindliche Einbußen, die Konjunktur-Eintrübung sei aber (noch) nicht auf das regionale Beschäftigungsklima abgefärbt.

Ein weiteres positives Signal: Die Investitionsabsicht der Unternehmer hat wieder leicht zugenommen.

"Wir sind im Rhein-Kreis Neuss breit aufgestellt, das hilft uns", erklärt Landrat Dieter Patt. Die Vielfalt sei von Vorteil, man sei nicht allein von einer bestimmten Branche abhängig. Zudem hätten die Unternehmen im Kreis höhere Eigenkapitalpuffer, so Sparkassenvorstand Michael Schmuck, der versichert, dass es bei der Sparkasse keine Kreditklemme gibt. Die Anforderungen an Sicherheiten oder Zinskonditionen seien unverändert.

Vertrauen sei freilich wichtig, ergänzt Detlef Frormann, Geschäftsführer der Creditreform Neuss: "Der Mittelständler muss offen mit der Bank über seine Probleme reden, dann kommt er auch durch die Krise."