Menschen in Meerbusch Ein Koch, der gerne wandert

Meerbusch · Sebastian Kellner ist Koch. Aber er liebt auch das Wandern. Darum nennt er sich „Der Wanderkoch“. Allerdings hat er beide Leidenschaften noch nicht aktiv verbunden.

Sebastian Kellner ist der Wanderkoch.

Foto: Anke Kronemeyer

43 Jahre ist er alt, lebt in Büderich und arbeitet schon lange als Koch. Aufgewachsen in Potsdam absolvierte er dort seine Kochlehre, bevor er den Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ablegte. Dabei legte er dort auch einen Feldkochlehrgang ab. Seine nächsten Stationen in Bayern führten ihn unter anderem zum Golfplatz, der nach Franz Beckenbauer benannt worden ist. Dann zog es ihn in den Norden, er fand eine Wohnung in Ratingen und einen Job in Bösinghoven: im früheren „Route 66“, in dem er als Küchenchef anheuerte. „Da war immer richtig was los“, erinnert er sich an den gut besuchten Biergarten.

Von dort ging es für eine kurze Zeit nach Rom, anschließend in die Skihalle nach Neuss. Dort blieb er einige Jahre, hatte richtig Spaß, in der Atmosphäre dort zu arbeiten. Vor 15 Jahren aber machte er sich dann selbstständig und ließ sich als sogenannter Mietkoch anheuern – mal in einem Hotel, mal in einem Restaurant, für die Köln-Düsseldorfer und ihre Rheinschiffe, für Banken in Düsseldorf und Münster oder für private Events. „Da muss man schon sehr anpassungsfähig sein“, erzählt er. Letztes Wochenende arbeitete er zum Beispiel im Düsseldorfer Hilton Hotel und kochte für die fröhlichen Gäste des Prinzenballs. „Ich war für die Rumpsteaks eingeteilt.“ Und seine arbeitsintensive Zeit als Mietkoch in der Brauerei Schlüssel in der Düsseldorfer Altstadt wird er auch so bald nicht vergessen. „Da gehen dann immer richtig viele Portionen auf einmal raus.“

Als Mietkoch will er auch in Zukunft weiterarbeiten – aber jetzt hat er seiner Kochleidenschaft noch ein Krönchen aufgesetzt: Vor einem Jahr hat er sich einen Foodtrailer angeschafft und für seine Bedürfnisse mit eigenen Geräten umgebaut. Und jetzt lässt er sich halt damit buchen: Er war schon beim Feierabendmarkt in Willich, bei der Weihnachtsfeier des SSV Strümp, bei einer privaten Feier von Architekten im Garten, bei einem Sommerfest in Viersen, bot den städtischen Mitarbeitern in Lank bei einer Grundsteinlegung mittags Erbsensuppe an („sind aber nicht viele vorbeigekommen“) und hofft, für weitere Events angefragt zu werden.

Dabei zieht es ihn nicht zwingend auf Streetfoodmärkte, wo oft viele Foodtrucks das Gleiche anbieten. Er will sich unterscheiden und stellt die Ansprüche seiner Kunden in den Mittelpunkt. „Ich gehe komplett auf meinen Kunden ein. Wenn er nur vegetarische Burger haben will, bekommt er die. Und wenn Kinder da sind, kriegen die ganz spezielle Waffel-Lollys.“ Currywurst und Pommes kann er auch, will er aber eigentlich nicht so gerne anbieten. „Das machen ja alle anderen.“ Sein Faible ist zum einen die traditionelle Hausmannskost wie Braten, Rouladen oder Gulasch, aber auch mediterrane Gerichte als Fingerfood und Salat.

Kellner hat das Wandern vor
drei Jahren als Hobby entdeckt

Und wie passt jetzt das Wandern in das Konzept? Na ja: Er wandert halt gerne. Hat dieses Hobby erst vor drei Jahren durch einen Bekannten entdeckt, der immer mal wieder Fotos auf Facebook postete. Die erste gemeinsame Wanderung führte die Jugendfreunde an den Mittelrhein, seitdem ist Kellner angefixt. 55 Kilometer an einem Tag sind keine Seltenheit, er geht sogenannte Mega- und Mammutmärsche, ist die 100 Kilometer von der Ahrquelle bis zur Mündung gewandert, liebt die Mosel und die Eifel. Und er berichtet darüber.

Bei jeder Tour hat er seine Filmkamera dabei, dreht kleine Clips, die er dann auf seinem You-Tube-Kanal veröffentlicht. Seine Botschaft: „Leute, geht raus. Tut was für Körper und Geist, bewegt Euch, so bekommt Ihr den Kopf frei.“

Was dabei letztendlich für ihn rauskommt, weiß er noch nicht. Im Moment hat er 460 Abonnenten und verdient damit kein Geld. Könnte er nicht auf seinen Wanderungen auch mal für Gruppen kochen? „Na klar, auf einem Campingplatz vielleicht“, lacht er. Hat aber dafür noch keinen Plan. Erstmal kocht er. Und wandert.

(ak stz)