Anwohner wünschen sich mehr Aufenthaltsqualität Keine Spur vom grünen Parkquartier

Die überwiegend graue Gestaltung des Ostara-Viertels beschäftigt weiter die Gemüter. Eine Anwohnerin schildert stellvertretend für viele ihre Gemütslage.

Grau in Grau: Marlies Haferkamp lebt seit Ende 2016 im Ostara-Viertel und ist vom Anblick enttäuscht.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Mehr als 400 000 Euro hat Marlies Haferkamp in ihr Eigenheim investiert. Gekauft hat sie im Jahr 2013. Besonders verlockend fand sie die Prospektwerbung mit dem Begriff „Parkquartier Osterath”, auf dem Titelblatt eine fröhlich-lachende Frau inmitten von viel Grün. Auch die weiteren Verkaufsunterlagen strotzten nur so von Bildern mit Bäumen, Büschen, Gräsern und Blumen. Und heute: Nichts von diesem Grün ist zu sehen. Stattdessen Beton, Asphalt, kühle Häuser mit Vorgärten aus grauen Kieselsteinen statt aus Rasen. Alles versiegelt. Von Grün keine Spur.

„Sie hätten mal im letzten Sommer hier sein sollen”, sagt Marlies Haferkamp: „Da konnten sie zum einen schon ab morgens um 10 Uhr auf dem heißen Asphalt gar nicht gehen, zum anderen gab es nirgendwo Schatten.“

Anwohner ärgern sich auch
über Politiker und Verwaltung

Vor zwei Wochen hatte sich der Planungsausschuss bei einem Ortstermin über die Situation im Ostara-Viertel informiert. „Das war alles so nicht geplant“, hieß es anschließend unisono von den Politikern. Der Projektentwickler habe sich an viele Vorgaben nicht gehalten. Ein Beispiel: Der Vierkanthof, der im hinteren Stück geplant war und an ländliche Strukturen erinnern sollte, fehlt ganz. Dort steht nur eine Häuserzeile, gegenüber Abstellhäuschen.

Vorgärten sind mit Steinen belegt. Die Bäume, die gepflanzt wurden, sähen aus „wie Spargelstangen“, sagt Marlies Haferkamp. Den Politikern war auch aufgefallen, dass zum Beispiel das Regenrückhaltebecken als Müllhalde missbraucht wird. Haferkamp: „Es muss nicht unbedingt so sein, dass die Leute dort ihren Abfall rein werfen. Es kann auch sein, dass der Müll einfach so umherfliegt, weil hier alles offen rum steht.“ Für die Politik war nach der Besichtigung klar, dass sie sich besser und stringenter hätten einmischen müssen und zum Beispiel eine Gestaltungssatzung verlangt hätten sollen.

Für Marlies Haferkamp steht fest: „Dies ist ein wirklich negatives Beispiel für Wohnbebauung.“ Sie zieht sogar den Vergleich zu anderen Projekten in Deutschland. „Berlin hat seinen Flughafen, Stuttgart seinen Bahnhof – und Meerbusch sein Ostara-Viertel.“ Sie ärgert sich ebenso wie ihre Nachbarn auch über die Politiker und Verwaltungsvertreter, die sich nach ihrer Einschätzung jetzt einfach hinstellen und feststellen, dass es zu viele Autos gebe, die dort parken, und dass der Vierkanthof einfach fehlt. „Das kommt jetzt alles so schnoddrig rüber“, sagt die frühere Bilanzbuchhalterin, die seit einem Jahr in Rente ist: „20 Jahre Planung sind doch hier einfach in den Sand gesetzt.“

Sie und ihre Nachbarn ärgern sich nicht nur über die enge Bebauung und das fehlende Grün, sondern auch über die Undurchsichtigkeit von Flächen-Zuordnung. „Niemand weiß, ob die Bürgersteige oder Straßen zum Investor oder zur Stadt gehören.“ Wenn es denn städtische Flächen seien: „Warum kümmert sich keiner und pflanzt zum Beispiel?“

Die Osterather wünschen sich einfach nur mehr Pflanzen

Auch die Parkplätze vor den einzelnen Häusern seien zu eng an den Gebäuden. Zwischen Auto und Hauseingang bliebe nur wenig Platz. „Hier entstehen sowieso oft gefährliche Situationen, wenn Kinder spielen und Paketautos nicht durchkommen.“ Marlies Haferkamp ist aber schon mal froh, dass die Straßen überhaupt asphaltiert sind. „Am Anfang sind wir ja hier nur über Schotter gefahren.“ Die Laternen hätten auch noch kein Licht gegeben. Erst nachdem sie sich massiv beschwert hatte, wurde das Straßenlicht angeschaltet. Sie wohnt dort seit November 2016, gehört also zu denen, die ziemlich am Anfang eingezogen sind.

Dass die Planung jetzt abgeschlossen ist, sieht Marlies Haferkamp ein. Aber sie und ihre Nachbarn wünschen sich, dass mehr Grün gepflanzt wird und dass Stadt und Verwaltung eine solch dichte, ökologisch negative Gestaltung eines Wohngebiets nicht noch einmal zulassen und genehmigen.