Meerbusch Ansturm auf Immobilien geht weiter
Meerbusch. · Meerbusch zieht viele Familien auf der Suche nach Wohnraum an. Auch das treibt die Preise hoch. Wegen des großen Ansturms war eine Hausversteigerung abgesagt worden. Sie könnte in die Neusser Stadthalle verlegt werden.
Wohnen in Meerbusch ist so begehrt wie nie. Dabei treibt das große Interesse an Immobilien mitunter kuriose Blüten. Im Sommer hatte die Versteigerung eines Hauses an der Grünstraße in Büderich für große Aufmerksamkeit gesorgt. Das Wohnhaus, 1925 erbaut, war auf einem Immobilienportal auf einen Verkehrswert von
167 000 Euro angesetzt worden. Offenbar hatten viele gewittert, ein Schnäppchen machen zu können. Zu viele. Am Tag der Versteigerung hatte sich eine große Menschenmenge vor dem Amtsgericht und auch schon vor dem Gerichtssaal versammelt. Die mehr als 100 Interessenten passten nicht in den Saal, schon gar nicht angesichts der notwendigen Abstände in der Corona-Pandemie.
Nun visiert das Amtsgericht einen neuen Versteigerungstermin im Mai oder Juni an, erklärte der zuständige Mitarbeiter auf Anfrage. Dazu wird die Anmietung eines externen Raumes in Erwägung gezogen, möglicherweise die Neusser Stadthalle. Dass das eher einfach gehaltene Haus als Schnäppchen unter den Hammer kommt, erscheint eher unwahrscheinlich.
Denn auch im vorigen Jahr ist der Preisanstieg auf Meerbuschs Immobilienmarkt unaufhaltsam vorangeschritten. Der Verband der Immobilienwirtschaft ermittelte für ein Einfamilienhaus in mittlerer Lage in Meerbusch einen durchschnittlichen Preis von 570 000 Euro, 2019 waren es noch 500 000 Euro. Von der Pandemie ist die Branche praktisch unberührt geblieben.
„Wir merken nur, dass es bei Ämtern und Behörden Verzögerungen gibt“, berichtet Immobilienmakler Guido Biegel. Der Preisanstieg laufe jedoch weiter ungebremst. „Ich hatte schon mit einer Stagnation gerechnet, aber wir hatten ein recht normales Jahr“, sagt er. Dies berichtet auch Carsten Klingberg von Fohrer Immobilien. „Ich hatte nur einen Fall, bei dem Kunden von einem Neubauprojekt zurückgetreten sind, weil ihnen die Finanzierung zu heikel erschien.“ Sie waren von Kurzarbeit betroffen. „Das hätte ich häufiger erwartet, es ist aber nicht eingetreten“, erklärt Klingberg.
Große Nachfrage auch
nach Einfamilienhäusern
Der Makler beobachtet eine enorme Nachfrage nach Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen. In erster Linie seien diese aufgrund der Nähe zu Düsseldorf in Büderich gefragt. Aber auch andere Stadtteile mit guter Anbindung wie etwa Strümp stehen bei Käufern im Zentrum des Interesses. Als einen wichtigen Auslöser dafür sieht er die explodierenden Preise in Düsseldorf. „Junge Familien, die erleben, wie dort die Mietpreise steigen, entscheiden sich für den Kauf von Eigentum in Meerbusch.“ Im Vergleich zur Landeshauptstadt sind dort die Preise nach wie vor noch etwas günstiger. Biegel hört auch ein weiteres Argument: Manche Familien seien es leid, in Düsseldorf mit zwei Kindern im dritten Stock ohne Aufzug zu leben und versprechen sich in Meerbusch einen komfortableren Alltag.
Laut IVD stieg bei Eigentumswohnungen im Bestand in mittlerer Lage der durchschnittliche Preis auf 2850 Euro pro Quadratmeter (plus 200 Euro gegenüber 2019). Der durchschnittliche Mietpreis im Bestand stieg von 8,25 Euro auf 8,75 pro Quadratmeter.
Nach einer Studie von der Firma Prea, die sich mit digitaler Investmentberatung beschäftigt, gehört Meerbusch zum den „Wachstums-Champions“ im Düsseldorfer Umland. Zum Teil sei das Mietpreiswachstum hier höher als in der Landeshauptstadt. „So sind seit 2010 im an Düsseldorf angrenzenden Meerbusch (+47,77 %), im südlich gelegenen Monheim am Rhein (+47,62 %) und im östlich gelegenen Wülfrath (+46,36 %) die Mietpreise am stärksten angestiegen, während die Mietpreise innerhalb der NRW-Hauptstadt im arithmetischen Mittel lediglich um 39,91 Prozent zugelegt haben“, so Prea.
Bestätigt wird eine Beobachtung der Meerbuscher Makler: Das starke Wachstum in den innerstädtischen Lagen Düsseldorfs habe sich auch auf die Peripherie positiv ausgewirkt. „Der Speckgürtel rund um Düsseldorf gewinnt an Attraktivität, da vielen Arbeitnehmern die Stadt wegen der stark ansteigenden Kauf- und Mietpreise zu teuer wird“, so Gabriel Khodzitski, Geschäfter der Prea. „Die Infrastruktur in Düsseldorfs Umland ist gut ausgebaut, das macht die Speckgürtelgemeinden attraktiv.“