Serie: Meerbuscher Wirtschaft Das richtige Händchen für Glas
Seit 1988 führt Thomas Gabernig den Glaser-Meisterbetrieb in Osterath.
Fingerspitzengefühl ist gefragt, um den Glasschaden im Oberlicht der Eingangstür zum Rathaus in Büderich an der Dorfstraße zu reparieren. Das komplette Rathaus wird restauriert und damit auch die in selten gewordener Bleiverglasung verarbeitete zerbrochene Scheibe: „Das ist alles feinste Handarbeit“, erklärt Thomas Gabernig. Er führt den Meisterbetrieb Glaserei Gabernig in Osterath: „Mein Vater hat ihn 1975 gegründet.“
Der heute 54-Jährige hat beim Vater gelernt, sich auch mit Betriebswirtschaft auseinandergesetzt und ist nach der Meisterprüfung 1988 in den Familienbetrieb eingestiegen. Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Denn für die beiden 25- und 30-jährigen Söhne war es selbstverständlich, dieses Handwerk bis zum Meister zu erlernen.
Zu den insgesamt vier Mitarbeitern gehören ein Azubi, der gerade seine Lehre beendet hat, sowie Max Gabernig und Karl Birgels, der seit 31 Jahren in der Glaserei beschäftigt ist. Sie sind in der Werkstatt damit beschäftigt, aus dem Fenster eines denkmalgeschützten Gebäudes den Kitt herauszuklopfen, den Rahmen zu entlacken und die alten, nicht ganz ebenen Scheiben in das Fenster wieder einzusetzen.
Das Arbeitsgebiet einer
Glaserei hat sich verändert
Außerdem ist das Team damit beschäftigt, die Schäden von den Hagelschauern am vorvergangenen Wochenende zu beheben. „Da wir Abrechnung direkt mit der Versicherung anbieten, sind einige elektronische Vorbereitungen nötig“, erklärt Thomas Gabernig. Grundsätzlich aber hat sich das Arbeitsgebiet einer Glaserei verändert. Früher wurde selbst neu verglast, heute liefert die Fensterindustrie die Scheiben komplett und montiert sie auch: „Da ist der Glaser ein bisschen außen vor.“
Auch deshalb besteht die Hauptarbeit aktuell aus der Reparatur von diversen Verglasungen. Ausgleich schafft die Tatsache, dass es heute sehr viel mehr Glasflächen in den Haushalten gibt: „Glasduschen, Glastrennwände, Regalmöbel, lackierte Glasscheiben statt Kacheln in der Küche und unterschiedliche Spiegel.“
In der Werkstatt und im geräumigen Unterstand lagern klassische Doppelgläser, sicheres Verbundglas für Schulen, Kitas oder Eingangsbereiche, mit Ausschnitten für Beschläge versehene Duschen, Spiegel mit indirekter Beleuchtung für Neonröhren oder LED und gehärtete, lackierte Glasscheiben: „Wir können fast alle Wünsche erfüllen.“ Auf dem Hof liegen Leitern, Rollgerüste und andere Dinge, die zum Fensterbau benötigt werden. Mehrere Fahrzeuge stehen zum Transport bereit: „Die Glasscheiben – sie können bis zu 300/400 Kilo schwer sein – müssen immer senkrecht gelagert werden.“ Auf Maß geschnitten werden die Scheiben an der Bandschleifmaschine. Die Platten mit messerscharfen Kanten lassen sich auf den Rollen leicht hin- und herbewegen und somit in die richtige Position bringen. Beim Prozess des Schneidens und Schleifens fließt kaltes Wasser auf die Schnittstellen: „Sonst würde das Glas verbrennen.“ Der Abfall wird im Glascontainer gesammelt: „Die Reste werden zu Flaschen recycelt.“
Thomas Gabernig arbeitet eng mit anderen Meerbuscher Handwerksbetrieben zusammen. Er erinnert sich, dass Glasereien früher oft 30 bis 40 Mitarbeiter beschäftigt haben, „heute sind es zwischen fünf und zehn.“ Er bedauert, dass junge Menschen immer seltener eine Lehre machen und damit der Nachwuchs fehlt. Der Fachkräftemangel nimmt auch in dieser Branche zu. Deshalb ist der Glasermeister froh, dass seine Söhne den Familienbetrieb weiterführen: „Vielleicht werden sie einiges anders machen. Aber es ist schwer, die Arbeitsgänge zu optimieren. Jede Baustelle hat andere Voraussetzungen.“ In der Glaserei Gabernig kommt von der Beratung und Planung über die Produktion bis zur Montage alles aus einer Hand. Auch die Laufkundschaft weiß die meisterhafte Ausführung „mit Liebe zum Detail“ zu schätzen.