Gründerszene NRW Gründer importieren faire Kaffeebohnen

Das Start-up FairBeans hat das Gründerstipendium des Landes NRW erhalten. Die Idee: peruanische Kaffeebohnen unter fairen Bedingungen handeln und damit Landwirten helfen.

Juan Quiroz und Ellena Stumpf de Quiroz haben aus ihrer Leidenschaft für Kaffee einen Beruf gemacht.

Foto: RP/Mirjam Ratmann

Erst fünf Monate ist das Unternehmen von Juan Quiroz (28) und Ellena Stumpf de Quiroz (29), mit Sitz in Büderich, alt. Mit FairBeans hat sich das junge Ehepaar nicht nur den Wunsch erfüllt, zusammen arbeiten zu können, sondern es auch geschafft, seine Leidenschaft für Kaffee mit einer sinnvollen Arbeit zu verbinden. Noch arbeiten die beiden aus ihrer Wohnung an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße, gibt es kein Firmengebäude oder einen Lagerraum. Es geht darum, dass sie die Kaffeebohnen aus Peru importieren, um sie dann hier an Röstereien zu verkaufen.

Kennengelernt haben sich die beiden beim Studium in den USA. Juan Quiroz, der in Venezuela geboren, aber in Peru und den USA aufgewachsten ist, hat den Kontakt zu Peru nie verloren. In Villa Rica hat er Familie, sein Onkel lebt dort. Vor zwei Jahren habe er das Dorf zum ersten Mal besucht und sich entschlossen zu helfen. Villa Rica mit seinen knapp 17 000 Einwohnern liegt mitten in den Regenwäldern der peruanischen Anden.

Laut Juan Quiroz, der seit 2014 in Deutschland lebt, und Ellena Stumpf de Quiroz, die ursprünglich aus dem Bergischen Land stammt, kommen aus dem kleinen Dorf die besten Kaffeebohnen der Welt. Seit 100 Jahren leben Landwirte in Villa Rica von dem Kaffeeanbau. Rentabel ist das oft nicht: „Viele kommen zu den Landwirten und bezahlen sie nicht mit Geld, sondern mit materiellen Dingen“, erzählt Stumpf de Quiroz, die Volkswirtschaft studiert hat. Im Durchschnitt gerade einmal 1,50 Euro für ein Kilogramm Kaffee bekommen Landwirte laut dem Ehepaar. Um den Menschen eine bessere finanzielle Perspektive zu bieten zu schaffen, haben sie FairBeans gegründet. Damit sieht sich das Ehepaar in einer Vermittlerrolle. „Wir vertreten Kaffeelandwirte hier in Deutschland, machen Qualitätskontrolle vor Ort, Export aus Peru und Import nach Deutschland“, erklärt Quiroz das Konzept des
Unternehmens.

Das Ehepaar nutzt das Geld,
um seine Kosten zu decken

Die Notwendigkeit für das Unterfangen des Ehepaars hat auch das Land Nordrhein-Westfalen erkannt und FairBeans vor wenigen Tagen mit dem Gründerstipendium ausgezeichnet. 1000 Euro pro Monat für ein ganzes Jahr – insgesamt also 12 000 Euro – wurde ihnen zur Verfügung gestellt, um ihr Start-up zu stärken. Da ihr Unternehmen nach so kurzer Zeit noch nicht rentabel sein kann, nutzen sie das Geld, um ihre Ausgaben abzudecken. „Das Stipendium benutzen wir für uns, da wir uns noch kein Gehalt geben können“, erklärt Stumpf de Quiroz. Doch Geld steht für beide auch nicht so sehr im Fokus. Man müsse sich bewusst machen, dass die Landwirte vor Ort das Geld viel mehr bräuchten, so Quiroz. „Kaffee ist das Hauptprodukt von diesem Dorf, aber vielen Landwirten fällt es schwer, Profit zu machen“, sagt der gelernte Bauingenieur. Diese Situation sei in den vergangenen zehn Jahren immer schlimmer geworden. In den meisten Fällen werden die Bohnen auf dem heimischen Markt angeboten, aber auch von externen Händlern abgekauft, jedoch zu keinen fairen Bedingungen.

Bisher arbeitet FairBeans in Villa Rica mit 44 Landwirten zusammen. Deren Kaffeebohnen versuchen sie in der näheren Umgebung von Meerbusch und Düsseldorf den Röstereien zum Verkauf anzubieten. Einige Partner gebe es bereits. „Wir wollen, dass die meisten unserer Kunden in NRW sind, so dass wir uns die Container nach Düsseldorf bringen lassen können.“ Der erste Container mit Bohnen soll Ende Oktober ankommen. „Nächstes Jahr hoffen wir, dass wir dann zwei Container bringen können.“ An eine Expansion außerhalb von Villa Rica denken die beiden nicht. „In Villa Rica selbst ist viel zu tun“, so Stumpf de Quiroz und ergänzt: „Die Landwirte in Villa Rica brauchen den Markt und die Hoffnung, dass es klappt – und das geben wir ihnen.“