Premiere in der Eichendorff-Schule Jetzt reden die Kinder mit
Vertreter der Grundschulen und Kindergärten bilden die Kinderkonferenz, die jetzt erstmals in der Eichendorff-Schule tagte.
Merve darf schon ziemlich viel entscheiden – obwohl sie erst fünf Jahre alt ist. „Ich suche manchmal meine Kleidung selbst aus“, erzählt sie. Oder das Buch, aus dem im Kindergarten vorgelesen werden soll. Merve: „Dafür legen wir Entscheidungssteine auf die Bücher, und das Buch mit den meisten Steinen gewinnt.“
Ähnlich lief es nun auch in der ersten Osterather Kinderkonferenz in der Eichendorff-Schule ab. Dort hat Merve als eine von drei Vertretern der Kita Entdeckerknirpse teilgenommen und mit Klebepunkten ihre Entscheidung getroffen. Gewählt wurden drei Leitsprüche, die in den kommenden Monaten in beiden Grundschulen und in den fünf Kitas im Stadtteil gelten sollen. Im Juli, August und September heißt die Parole „Wir verhalten uns umweltfreundlich“, im Oktober „Streit ist keine Lösung“, und im November gilt in allen Einrichtungen: „Ich sage Stopp, und du hörst auf“. Dann versammelt sich die Osterather Kinderkonferenz erneut und bestimmt die nächsten Thesen.
Dinge mitbestimmen, seine Meinung vertreten, sich beteiligen und so Demokratie hautnah erleben: Das sind die Erfahrungen, die die Kinder bei einer solchen Konferenz sammeln sollen. Nora Pricking, stellvertretende Schulleiterin an der Eichendorff-Schule, erklärt: „Es ist wichtig, dass die Kinder merken, dass ihre Stimme zählt. Dass ihre Ideen nicht einfach verpuffen, sondern ernst genommen werden.“
Die Idee, in Osterath eine Stadtteil-Kinderkonferenz ins Leben zu rufen, hatte der Arbeitskreis Kita-Grundschule. Dort treffen sich halbjährlich Lehrer und Erzieher, um beispielsweise den Wechsel vom Kindergarten in die Schule zu besprechen oder Schnupperunterricht und gemeinsame Feste zu planen. „Mit der neuen Stadtteil-Kinderkonferenz möchten wir das Gemeinschaftsgefühl der Osterather Kinder stärken“, erklärt Pricking.
Lehrerin Saskia Fremgens, die das Schülerparlament an der Eichendorff-Schule leitet, hat das Treffen mitorganisiert. „Teilnehmer sind neben der Eichendorff-Schule die Grundschule Wienenweg und die Kitas Krähennest, Himmelszelt, St. Nikolaus, Rasselbande und Entdeckerknirspe.“ Zur Premiere kamen dann zwar nur zwölf statt der erwarteten 21 Kinder. Fremgens: „Aber beim nächsten Mal wollen die drei Kitas, die heute leider absagen mussten, auch dabei sein“, sagt sie.
Jeweils zwei Leitsprüche stellten die Kinder in der Runde vor. Darin ging es etwa um Freundlichkeit, Streit, Grenzen setzen und Bewegung im Alltag. „Wir haben uns schon vorher überlegt, was uns wichtig ist“, sagt Tom von der Grundschule Wienenweg. Der Neunjährige freute sich dann auch, dass das Motto seiner Grundschule („Wir verhalten uns umweltfreundlich“) bei der Abstimmung die meisten Klebepunkte bekam. „Schließlich können wir Menschen ohne die Umwelt auch nicht mehr leben“, begründete er die Wahl.
Die Kinder nähmen ihre selbst gewählten Parolen sehr ernst und hielten sich auch daran, erzählt Nora Pricking. An ihrer Schule existiert schon lange ein Schülerparlament, in dem sich alle sechs bis acht Wochen jeweils zwei Vertreter aus allen neun Klassen treffen. „Meist geht es dabei um ganz praktische Dinge, die den Kindern in ihrem Alltag begegnen“, sagt sie. „Wir hatten an unserer Schule beispielsweise mal das Motto ,Lass die Toiletten glänzen’. Denn viele Kinder sind nicht aufs Klo gegangen, weil sie es dort so eklig fanden.“
Nach ihrer ersten rund einstündigen Osterather Kinderkonferenz waren zumindest die Kindergartenkinder ein wenig erschöpft, aber auch stolz und motiviert. „Wir werden jetzt keinen Müll mehr auf den Boden schmeißen“, sagt Mira (6). Und Antonia, Viertklässlerin der Eichendorff-Schule, die die Konferenz ruhig und souverän geleitet hatte, sagt: „Mir hat es total viel Spaß gemacht.“ Auch die Erwachsenen waren überrascht, wie gut die Premiere abgelaufen war.
Das nächste Treffen im November organisiert die Kita Entdeckerknirpse. „Wir schauen jetzt einfach, wie sich das Ganze entwickelt“, sagt Nora Pricking. „Wir können uns beispielsweise auch vorstellen, dass die Kinderkonferenz gemeinsame Feste plant, etwa eine Martinsfeier im Stadtteil.“