Militärlaster wird zum Luxus-Wohnmobil
Ein Paar aus Meerbusch baute den Lkw um. Die Jungfernfahrt soll in die Eifel gehen.
Es ist das wohl spektakulärste Fahrzeug in ganz Meerbusch: Mi-Kyong Yoon und Christian Meurer haben in der Traditionsschlosserei Reiners in Büderich in jahrelanger Handarbeit einen österreichischen Militär-Lkw der Markte Steyr zu einem Expeditionsmobil mit Luxusausstattung umgebaut: Solarplatten auf dem Dach, Fußbodenheizung, Hifi-Anlage, Küchenzeile, Backofen und Kühlschrank. „Es gibt kaum einen Wunsch, den wir nicht verwirklicht haben, sagt Mi-Kyong Yoon (36), die mit ihrem Mann Christian Meurer (45) seit neun Jahren zusammen ist. „Oschi“ haben sie ihren Wagen genannt und knallgrün lackiert. „Das ist eine freundliche Farbe, da fürchtet sich keiner“, sagt Meurer, der mit der Frau jetzt die Jungfernfahrt im komplett ausgebauten Wagen unternimmt.
Früher haben die beiden durchaus normale Urlaube gemacht — Hotel, Strand, Sonne. Dann steckten sie irgendwann mit einem Wohnmobil in Island fest. „Dort kam der Wunsch auf, ein eigenes Gefährt zu bauen. Wir sind Rumtreiber und wollen immer bleiben, wo es uns passt“, sagt Meurer. Ein normales Wohnmobil kam nicht infrage. Er ist 1,96 Meter groß, und je länger beide nachdachten, desto mehr Sonderwünsche kamen in den Sinn. Geländegängig sollte es sein, „etwas, mit dem man auch einmal durch einen Bach fahren kann“. Über einen Zwischenhändler kauften die beiden 2012 den österreichischen 30 Jahre alten Militär-Lkw und machten sich mit Optimismus ans Werk. Eng zur Seite stand Schlossermeister Heinrich Reiners.
5000 Arbeitsstunden haben die beiden investiert. Über ihren monetären Einsatz wollen sie nicht sprechen. „Blut, Schweiß und Tränen“ habe es gekostet, sagt Meurer, der in Mülheim an der Ruhr geboren wurde und seit 2002 in Meerbusch lebt. Mi-Kyong Yoon wurde in Südkorea geboren und kam 2010 nach Meerbusch. Handwerkliche Kenntnisse hatte das Paar kaum — sie arbeitet in einer Unternehmensberatung, er hat als Systemtechniker gearbeitet. Gemeinsam haben sie das Auto komplett zerlegt. „Es gibt keine Schraube, die wir nicht angefasst haben“, sagt Meurer, der sich zuletzt nur noch um den Bau des Wagens gekümmert hat. Das Ziel ihrer Jungfernfahrt im komplett ausgebauten Mobil mit zehn Quadratmetern Wohnfläche und Doppelbett ist noch unbekannt. Erst einmal soll es in die Eifel gehen, dann weiter. Später im Jahr ist eine lange Fahrt geplant — fünf Monate durch Afrika
Zehn Tonnen ist der Wagen schwer. Der Motor wird von einem 700-Liter-Dieseltank gespeist, hat 180 PS und fährt maximal 125 km/h. Ein einzelnes Rad wiegt 200 Kilogramm. „Ein Reifenwechsel wird jedes Mal ein Tagesprojekt“, sagt Christian Meurer.
Fast jeden Wunsch haben sich die beiden Selfmade-Mechaniker erfüllt: Den Kasten aus Holz hinter der Fahrerkabine mit acht Zentimeter dicken Wänden haben sie komplett installiert, in der Fahrerkabine selbst alle Bleche erneuert. Auf dem Boden liegt Laminat, es gibt eine Spüle mit kaltem und warmem Wasser, einen Dachgepäckträger und — ein Clou — eine kleine Luke als Durchgang von der Fahrerkabine nach hinten. Auf dem Dach liegen vier große Solar-Haushaltsmodule, so dass sich die beiden in Gegenden ohne Strom versorgen können. „Wir haben es getestet, die Sonne reicht zum Betrieb der Geräte, selbst bei bedecktem Himmel“, sagt Mi-Kyong Yoon. Man habe klein angefangen und nach und nach jede Idee realisiert. Nur die Waschmaschine fehlt. „Die wäre zu stromintensiv gewesen“, sagt Meurer. Stattdessen gibt es eine Pistenwaschmaschine — eine Trommel hinten im Heck, die sich dreht.
Wie mutig muss man sein, um einen Lkw zu einem Luxusoffroadwohnmobil umzubauen? „Wir wussten ja nicht, dass wir es nicht können“, sagt Mi-Kyong Yoon.