Ostara: Letzte Hürde ist genommen
Nach zwölfjähriger Planungszeit ist der Weg für das umstrittene Entwicklungsprojekt in Osterath endlich frei.
Meerbusch. Um 21.36 Uhr ist die letzte Hürde genommen: Städtebaulicher Vertrag, Gestaltungsplan, Aufstellungsbeschluss, Offenlage — der Weg für das umstrittene Entwicklungsprojekt Ostara ist frei. Die von der FDP beantragte geheime Abstimmung bringt keine Überraschungen mehr: Die Mehrheit aus CDU und Grünen hält, FDP und SPD als Wortführer der Kritiker können sie nicht brechen.
Der Geschäftsführer des Investors Carat, Koch, kommentiert die Entscheidung zurückhaltend: „Es kommt ja noch einiges“, sagt er inmitten der Verwaltungsspitze, die sich nach der nahezu vierstündigen Debatte am Donnerstagabend um ihn schart. Vor zwölf Jahren, so Koch, habe seine Firma das Industriegelände unmittelbar an der Bahnlinie in Osterath erworben. Seitdem plane man.
Klaus Rettig (FDP) hatte zuvor den in der Vergangenheit immer wieder auch aus Reihen der CDU und der Verwaltung geäußerten Verzögerungsvorwurf zurückgewiesen: Bis 2009 habe die CDU die absolute Mehrheit gehabt und hätte das Projekt „längst durchwinken können“. Das habe sie nicht geschafft. Nach 2009, nachdem CDU und Grüne eine Kooperation eingegangen sind, sei dann die ökologische Gestaltung des Wohn- und Gewerbegebiets in den Fokus gerückt.
Die mühsam erarbeiteten Eckpunkte der Planung fasst Jürgen Peters (Grüne) zusammen: Es seien Bereiche der genossenschaftlichen Wohnbebauung vorgesehen, Klein-Grundstücke, beispielweise für Smarthäuser und Single-Haushalte, berücksichtigt, das Radwegenetz verbessert, die Straßen schmaler geworden. Mindestens die Hälfte der Wohnhäuser werde Passivhausstandard haben, zusätzliche Spielflächen seien eingeplant worden.
„Grün und Wasser sind hineingekommen“, sagt Fachbereichsleiter Ulrich Hüchtebrock zu der Gestaltung. Die Versiegelung sei deutlich zurückgegangen. „Das alles hätten wir nicht gehabt, wenn das Projekt vor 2009 realisiert worden wäre“, so Peters.
Nicht zuletzt sei das Energiekonzept passgenau angefertigt und nahezu 100 Prozent CO2-neutral, erläutert Albert Lopez, der Geschäftsführer der WBM. Geothermie werde genutzt und ein Blockheizkraftwerk (BHKW) gebaut. Das soll den geplanten Frischemarkt ganzjährig wärmen oder kühlen. Dessen Strom werde etwa 95 Prozent des Bedarfs des Gesamtgebiets, unter anderem für die Wärmepumpen in den Wohnhäusern, decken. Das BHKW wiederum werde mit zertifiziertem Gas betrieben.
Während CDU-Fraktionschef Werner Damblon am Ende von einer „absolut vorbildlichen Planung“ spricht und „froh und dankbar ist, dass der Investor die vielen Jahre der Planung mitgegangen ist“, bleiben SPD und FDP bei ihrer Kritik: Der Frischemarkt gefährde den Einzelhandel im Ortskern, produziere viel Verkehr — 4000 Besucher am Tag werden erwartet — und liege vor allem an der „komplett falschen Stelle“, wie Nicole Niederdellmann-Siemes (SPD) sagt. Die Nahversorgung in Osterath sei gut.