Hobby-Spieler aus Meerbusch Meerbuscher spielt bei Profi-Pokerturnier
Meerbusch. · Mit der Teilnahme in Barcelona geht für Gideon Dietrich ein Traum in Erfüllung.
Mehrere Anläufe in diversen Online-Runden, dann das Treffen mit einem seiner Poker-Idole und jetzt auch noch die große Chance beim Turnier in Barcelona – für den 25-jährigen Gideon Dietrich geht ein Traum in Erfüllung. Poker war für den Elektriker bei der Deutschen Bahn bislang lediglich ein Hobby. Das Profi-Turnier könnte ein erster Schritt in Richtung Karriere als Kartenspieler sein. 26 000 Euro kostet normalerweise der Platinum-Pass, den sich Dietrich erspielt hat. Dafür hat er gerade mal vier Dollar investiert.
Die Konkurrenz in Barcelona wird groß. 1000 Spieler nehmen im August Teil an der Poker-Stars Players Championship (PSPC). Das Unternehmen, das eigentlich auf Online-Spiele spezialisiert ist, veranstaltet zum zweiten Mal die PSPC. 300 Spieler haben dabei die Gelegenheit, sich die Teilnahme durch Online-Runden zu erspielen. 4,6 Millionen Euro gewann im vergangenen Jahr der erstplatzierte Ramon Calillas – ein professioneller Pokerspieler aus Spanien.
Wäre Gideon Dietrich enttäuscht, wenn es nicht gleich der große Wurf wird? „Nein, selbst wenn ich nichts gewinne, wäre das für mich nicht schlimm“, sagt der 25-Jährige. Allein für das Erlebnis lohne es sich. Denn er hat nicht nur das sogenannt „Buy-In“, den Eintrittspreis für das Turnier, gewonnen. Dazu kommen noch sechs Übernachtungen in einem Fünf-Sterne-Hotel in Barcelona, bei denen er einen Freund mitnehmen will, ebenfalls leidenschaftlicher Pokerspieler. Ganz ohne Ehrgeiz geht Dietrich aber nicht an die Teilnahme für das Turnier.
Viermal hat er es versucht, bis er sich qualifiziert hat. „Dabei war ich am Ende fast immer unter den acht Besten.“ Das habe ihn motiviert, es immer wieder zu versuchen. Er spielt für den Unterhaltungsfaktor, will aber auch besser werden. „Man muss sein Spiel ständig ändern, auch online. Wenn man immer wieder das selbe macht, dann wissen alle, wie man spielt.“
Er recherchiert vor den Turnieren gern, welche Strategien seine Gegner haben. „Das ist die größte Herausforderung – einzuschätzen, wie die anderen spielen.“ Dabei lernt Dietrich von den Profis. Er schaut sich Livestreams an, in denen verschiedene Spieler ihre Strategien erklären. Nach Barcelona wird der junge Meerbuscher also nicht mit dem Gefühl fahren, er hätte keine Chance. Fast ein Fünftel der Spieler bekommen beim Turnier einen Geldpreis.
„Außerdem bin ich unbekannt“, sagt Dietrich, das könnte ihm einen Vorteil verschaffen. Die Profis kann man stundenlang im Video analysieren, auf ihre Gesten achten, versuchen, ihre Spielweisen zu durchschauen. Dietrich kennt niemand in der Profiszene. Online spielt er oft gleichzeitig vier bis fünf Tische. Bis zu acht schaffe er bei voller Konzentration. „Das entspannt mich“, sagt der Meerbuscher.
In Barcelona dürfte die Entspannung allerdings der Nervosität weichen. Noch nie hat Gideon Dietrich in einem Live-Turnier gespielt. Kameras, Profis, hoher Einsatz: In Barcelona wird es anders als vor dem Heimrechner, das weiß er. „Am Tisch ist das Gefühl ein ganz anderes“, sagt er. Im Januar hat er eine Runde mit anderen Pass-Gewinnern gespielt. Sie haben ihm gesagt, er soll besser nicht so viel sprechen, wenn er spielt. „Ich wiederhole offenbar ein paar Worte, die verraten, dass ich eine gute Hand habe.“ Weitere gemeinsame Treffen und gegenseitiges Lernen waren geplant. Nun sind sie abgesagt. Auch der Pokerspieler ist davon betroffen, was derzeit Menschen überall zu schaffen macht – die Corona-Krise.