Schüler führen „Ronja Räubertochter“ auf
Die Kinder der Theodor-Fliedner-Schule erhalten Unterstützung vom Spielezirkus Köln
Laute Schreie, grelles Lachen, starkes Klopfen und Stampfen — durch alle Fenster und Türen dringen unheimliche Geräusche wie aus einer Fabelwelt. Im Gebäude selbst huschen hier und dort ein paar Gnome über die Flure, oder geheimnisvoller Nebel wabert im Treppenhaus. Unter den weißen, durchsichtigen Nebelgewändern stecken Fine (6) und Amany (8), sie wirbeln wild umher und rufen: „Ronja, Ronja!“ Obwohl sie gerade Pause haben, stecken sie noch mitten im Spiel. „Gleich müssen wir wieder ins Klassenzimmer. Zur Probe“, sagen die beiden aufgeregt. Denn eine Woche lang verwandelt sich die Theodor-Fliedner-Schule zu einem großen Theater. Die rund 300 Grundschüler arbeiten gemeinsam mit dem Spielezirkus Köln an der Aufführung von Astrid Lindgrens Kinderbuch „Ronja Räubertochter“.
„Vor fünf Jahren hatten wir bereits den Spielezirkus an unserer Schule. Damals wurde ,Jim Knopf’ aufgeführt“, sagt Schulleiterin Helmtrud Beisler. Und da das Projekt ein Erfolg war, sammelten die Schüler nun beim vergangenen Sponsorenlauf Geld, um den Spielzirkus wieder einladen zu können. An dem Projekt wirken auch gut 40 Eltern mit. „Viele von ihnen haben sich sogar freigenommen, um uns bei der Arbeit zu unterstützen“, sagt Beisler. „Es ist eine große Hilfe.“ Denn die 300 Schüler in einer Woche fit zu machen für die Bühne, ist eine große Herausforderung. Doch dass das mit dem richtigen Konzept klappt, wissen die Profis.
Herbert Haster, Mitarbeiter des Spielezirkus Köln
„Um die Lehrer und Eltern gut vorzubereiten, gab es am ersten Tag einen reinen Fortbildungstag“, erklärt Herbert Hasters vom Spielezirkus. Denn schon ab Tag zwei probten die Erwachsenen selbstständig mit den Kindern in kleinen Gruppen. „Für einige Eltern ist das eine ganz große Herausforderung, aber es klappt wunderbar“, so der Theatermacher.
Auch unter den Schülern entsteht eine neue Dynamik. Denn sie proben das Stück stufenübergreifend, die Klassen sind aufgelöst. „Die Schüler bekommen so einen ganz neuen Blick auf die anderen. Es entstehen neue Gruppen und auch Freundschaften“, sagt die Schulleiterin.
Auch dass Fine und Amany in der Nebelgruppe gelandet sind, ist kein Zufall. „Wir haben uns das ausgesucht“, so die Mädchen. Ob zarte Fabelwesen, wilde Räuber, garstige Graugnome oder Ronja — die Kinder konnten selbst wählen, in welche Rolle sie diese Woche schlüpfen wollen. „Es ist uns wichtig, dass die Kinder befreit und ohne Druck spielen können“, sagt Hasters. Schließlich geht es darum, in die abenteuerliche Räubergeschichte um Freundschaft, Angst und Liebe richtig einzutauchen.
Insgesamt gibt es drei Gruppen, die das Stück morgen hintereinander im Forum Wasserturm auf die Bühne bringen. Was sich alle wünschen? „Natürlich, dass der Funke der Begeisterung ins Publikum überspringt“, sagt der Theatermacher. Und auch die Schulleiterin weiß: „Das ist ein Ereignis, das die Schüler ein Leben lang nicht vergessen werden.“