Brauchtum in Meerbusch Lanker Schützen erstürmen den Kaldenberg
Meerbusch · Die traditionelle Straßenschlacht zwischen königstreuen Kompanien und Latumer Rebellen war der Höhepunkt des Schützenfests.
Der Tag hatte so schön angefangen, dachte sich der Lank-Latumer Schützenkönig Markus Reiners noch in der Festmesse am Sonntagmorgen. Dass die Freischar Latum wieder einmal fehlte, ließ den Monarchen allerdings nichts Gutes ahnen. Auch beim anschließenden Aufmarsch auf dem Alten Schulhof war von den Braunröcken zunächst weit und breit nichts zu sehen. Regimentsspieß Michael Müller konnte sich nicht erklären, was da nun wieder vorgefallen sein könnte und machte sich auf die Suche nach den rebellischen Latumern.
Als Rebellenhauptman Sascha Brocker vom Kaldenberg dann noch hoch zu Ross und mit stolzem Blick auf den Platz ritt, war das Maß voll und die königliche Langmut dahin. Dabei warf Brocker dem Monarchen vor, ganz Latum mit Glasfaser umgarnen zu wollen. Der Angegriffene verteidigte vehement die Absicht, auch das rückständige Latum in die Moderne führen zu wollen. Das hitzige Wortgefecht gipfelte schließlich in Brockers Drohung, am Nachmittag bloß nicht durch den Freistaat Latum zu ziehen. Der Kaldenberg sei gerüstet, um den königlichen Truppen das Fest zu zu verleiden.
Die prachtvolle Parade versicherte den gekrönten Marine-Kapitän Markus Reiners dann der Treue seiner Truppen unter dem Kommando von General Frank Neukirchen. Beim mittäglichen Kriegsrat reifte der Beschluss, sich von den Freischärlern nicht ins Bockshorn jagen zu lassen und den Kampf um den Kaldenberg zu wagen.
Auf dem Sportplatz an der Theodor-Mostertz-Sportanlage konnte der Hofstaat noch einmal seine Truppen in voller Pracht mit den vielen bunten Uniformen begutachten. In der Mitte des Platzes warteten die Kutschen für Königshaus und Honoratioren. Hier nahmen auch die Damen des Königshauses in ihren weiß-blauen Kleidern Platz, um den Festzug aus hochherrschaftlicher Perspektive zu genießen.
Auf dem Kaldenberg warteten die Freischärler gespannt auf die Bruderschaft, die sich schon von weitem durch Marschmusik ankündigte. Voller Erwartung reckten die Rebellen ihre gefürchteten Brennnesseln in die Höhe und schienen sich auf eine neue Auflage des alle zwei Jahre stattfindenden Spektakels zu freuen. Rauflust wird einem echten Latumer in die Wiege gelegt, so heißt es.
Ehrungen für
verdiente Schützenbrüder
Aber die Marinekompanie war ebenfalls vorbereitet. Kampfanzüge hatten die Paradeuniformen ersetzt und von Bord ihres neuen Schlachtschiffes wurden die Barrikaden mit Wasserbomben unter Beschuss genommen. Das vor zehn Jahren genutzte Modell war nach den Kämpfen so ramponiert, dass ein Nachfolger auf Kiel gelegt werden musste. Schließlich trugen Zähigkeit und Einfallsreichtum der Königstreuen den Sieg über die abtrünnigen Latumer davon, sodass nach der Königsparade im Festzelt gemeinsam gefeiert werden konnte.
Besonderen Grund zur Freude hatten einige altgediente Schützen, die sich zum Teil mehrere Jahrzehnte um die Bruderschaft verdient gemacht hatten. Der Stellvertretende Bezirksbundesmeister Günter Tenberg konnte die ehemaligen Vorstandsmitglieder Thomas Gabernig und Johannes Bödicker, Zeltdekorateur Bernd Bikowski, den früheren Husaren-Rittmeister Andreas Müller, Kompanieführer Jürgen Dräger und Regimentsadjutant Roland Schnuchel den Hohen Bruderschaftsorden des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften verleihen. Eine besondere Auszeichnung ist der alle zwei Jahre verliehene Lank-Latumer Heimatorden, den Oberst Udo Sparla erhielt. Bewegend gestaltete sich die Ehrung von Helmut Tovornik für 65 Jahre Mitgliedschaft durch Bezirks- und Bundesverband.