Senioren fühlen sich sicher
17 ehrenamtliche Berater klären über die Tricks von Betrügern auf.
Meerbusch. 15 000 Meerbuscher sind älter als 60 Jahre. Statistisch sind sie Senioren und damit potenzielle Opfer von Betrügern, die sich auf diese Altersgruppe spezialisiert haben. Was sie eint: „Sie glauben alle, mir passiert so etwas nicht“, berichtet Wolfgang Titze, Leiter der Polizeiwache Büderich, am Mittwoch im Sozialausschuss.
Gefährdet, so Titze, sei jedoch jedermann. Für den Zetteltrick sei der Meerbuscher beispielsweise schon deshalb anfällig, weil er in der Regel höflich und hilfsbereit sei.
Schmerzlich seien solche Straftaten, weil die Opfer sich in den eigenen vier Wänden sicher fühlten. Und: „Sie werden um ihre Ersparnisse oder den Notgroschen gebracht, und haben keine Chance, das Polster wieder aufzubauen.“
Seit Ende 2010 setzt die Stadt — dem Modell Mettmanns folgend — auf Vorbeugung. Seniorenberater, in der Regel gut im Ort vernetzte Menschen, fungieren als Aufklärer und geben Ratssuchenden — überwiegend Frauen — konkret Hilfestellung. Rund 450 Kontakte habe es bisher gegeben, berichtet Titze.
Klinkenputzen gehen die 17 Seniorenberater nicht. „Die Gespräche ergeben sich zufällig“, berichtet beispielsweise Bernd Parys. „Wildfremde Menschen sprechen mich im Café an.“ Oftmals seien ganz praktische Ratschläge gefordert, beispielsweise wo man einen zertifizierten Handwerker findet, der Türen und Fenster am Haus sichere.
Direkte Gespräche hat seine Kollegin Heidemarie Niegeloh nicht geführt. Die Leute sträubten sich gegen eine Beratung, ist ihre Erfahrung, weil sie sich nicht als Opfer sehen wollten.
Von geringer Resonanz berichtet auch Seniorenberater Albert Güllmann aus Bösinghoven. Angesprochene vertrösteten ihn oder verwiesen darauf, dass ihr Hund schon für ihre Sicherheit sorge. Güllmanns Fazit als Seniorenberater: „Das hat noch nichts gebracht.“
Ein möglicher Erfolg des Engagements kann sich nur indirekt in Zahlen niederschlagen. „Die Delikte werden nicht gezielt erfasst“, erläutert Wolfgang Titze.
In 473 von 2400 Straftaten seien im vergangenen Jahr über 60-Jährige betroffen gewesen. „Angesichts ihres Bevölkerungsanteils werden ältere Menschen also seltener Opfer als andere.“