Tauschen und kleben wie die Weltmeister
Meerbuschs Buchhandlungen bieten zur Fußball-WM in Russland regelmäßig Tauschbörsen für Panini-Sticker an. Ein Besuch bei Mrs. Books in Lank-Latum zeigt: Die Bilder sorgen für große Sammelwut.
Wird Kolumbien Weltmeister? So jedenfalls lautet der Tipp des zwölfjährigen Daniel. Er schwärmt für James Rodriguez, der beim FC Bayern spielt und sah sich mit Vater Heinz Jokisch bei der Sticker-Tauschbörse in der Buchhandlung Mrs. Books um.
Und das hat sich gelohnt: „Wir haben 73 Bilder gefunden, jetzt fehlen nur noch 30“, sagt der Junge. Damit sind die Fußball-Fans der Gesamtzahl von 682 Panini-Bildern zur WM in Russland sehr nahegekommen.
Für diejenigen, die es richtig ernst meinen, kann die Sammelleidenschaft ein teurer Spaß werden. Wie jetzt von einem Mathematik-Professor errechnet, müssen zur Vervollständigung des 2018er WM-Hefts rund 870,30 Euro ausgegeben werden. Da sind Tauschaktionen die Rettung. „Ein bisschen Taschengeld geben wir dafür aus. Aber wir sind nächste Woche auch hier und haben vielleicht wieder Glück“, sagen die Zwillinge Marie und Jule (13). Sie sind mit ihrer Mutter Daniela Schulze-Hagenow aus Strümp zu Mrs. Books nach Lank-Latum gekommen, glauben, dass entweder Deutschland oder Frankreich den Titel holt und schwärmen für Thomas Müller und Mats Hummels.
An diesem Samstagmittag aber sind solche Dinge zweitrangig. Fußballfans jedes Alters sitzen eng und in Fachgespräche vertieft um einen Tisch herum, schieben mit Gummibändern gesicherte Panini-Bilder-Päckchen hin und her, vergleichen die Nummern auf endlos langen Listen und verlagern die Tauschaktion zwischen abgelegten Flipflops auch auf den Fußboden. Da gibt es nur einen kurzen strengen Blick, wenn ein Kleinstkind im Ronaldo-Trikot und Schnuller im Mund auf die kostbare Tauschware tritt.
Stephan Sebb, Panini-Sammler
Mitten im Trubel auf einem Kinderstuhl sitzend, beobachtet Joachim Wagner das Tausch-Geschäft mit sichtlichem Vergnügen. Er begleitet seinen Enkel Tristan, dem noch 95 der kultigen Bildchen fehlen. Der Achtjährige schwärmt für Robert Lewandowski und Thomas Müller, tippt auf Deutschland als Weltmeister und freut sich, dass er seinen Freund Florian getroffen hat: „In der Schule dürfen wir nicht tauschen.“ Der Wunsch, sich „glücklich zu tauschen“ vereint die Fangemeinde und versetzt sie in einen regelrechten Rausch. „Nächste Woche wird’s noch voller“, weiß Mrs. Books-Mitarbeiterin Gabi Zwakhoven. Sie erinnert, dass auch in der Osterather Filiale getauscht werden kann. Stephan Sebb und Sohn Raphael (6) sind beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei. Der Vater erzählt: „Ich habe hier auch zur WM 2014 und EM 2016 getauscht.“ Als Lanker liebt er diesen „Mikrokosmos“ innerhalb des Stadtteils und findet: „Mrs. Books und die Tauschbörse — das ist eine ideale Paarung.“ Sprach’s und setzte nach Ladenschluss die Tauschaktion auf der Straße fort.