Über sich reden und anderen zuhören

Die Männergruppe Lebenszeichen besteht seit fünf Jahren.

Büderich. Für Yvonne Brunk war die Gründung der Männergruppe Lebenszeichen wie ein Geschenk des Himmels. „Es gibt gerade bei Trauergesprächen oft eine Grenze, an der Männer sich verschließen. In diesem Forum fällt es ihnen dann offensichtlich leichter, sich zu öffnen“, sagt die Pfarrerin.

Vor fünf Jahren hat Dieter Hanschel den Gesprächskreis gegründet. Jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat treffen sich die bis zu zehn Teilnehmer im Gemeindezentrum der Bethlehemkirche, reden miteinander oder hören einfach nur zu. Man geht auch zusammen ins Museum oder Kabarett, besucht ein Eishockeyspiel oder verbringt zwei Tage in einem Kloster.

„Es gibt kein striktes Programm, keinen Referenten. Gesprächsthemen kommen aus der Gruppe heraus. Es herrscht ein Klima der Achtsamkeit, aus dem auch schon wahre Freundschaften entstanden sind“, erzählt Hanschel.

Oft sei es ein tragisches Ereignis, das die Männer in der Gruppe Zuflucht suchen lässt, der Tod der Ehefrau oder eine schwere Krankheit. „Das heißt aber nicht, dass wir ein reiner Kummerkasten sind. Es gibt auch durchaus fröhliche und lebensbejahende Gespräche“, erklärt der Moderator.

Was die Gruppe zusammenschweißt: „Wir reden über uns, aber nicht über andere, sind nach innen offen und verschwiegen nach außen“, erläutert Hanschel. Ungebetene Ratschläge seien verpönt, die Geduld, andere ausreden zu lassen, dagegen hoch angesehen.

Neue Teilnehmer seien im Verlauf der fünf Jahre dazugestoßen, andere nicht mehr wiedergekommen. „Wenn einer die Gruppe nicht mehr braucht, hat das zumeist einen positiven Hintergrund“, sagt Hanschel und erzählt von dem Mann, der lange isoliert lebte, bis er in den Schoß seiner Familie zurückfand.

Pfarrerin Brunk jedenfalls hat höchsten Respekt vor der kleinen Männergruppe: „Sie ist sicher kein Massenphänomen. Dafür aber ein kleines Juwel.“