Vogelschutz: Stadt schlägt Maßnahmen vor
Gemeinsam mit Nabu und BUND hat die Verwaltung Ideen erarbeitet. Die betreffen die Stadt selbst, aber auch Landwirte und Bürger.
Es zwitschert und tiriliert im Garten von Helmut Ropertz. Das Mitglied des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) erfreut sich besonders jetzt im Frühjahr an den vielen Vögeln, die rund um sein Haus heimisch sind. „Ich habe bisher noch nicht festgestellt, dass es weniger geworden sind“, unterstreicht er. Allerdings tut er auch einiges dafür, dass dem nicht so ist. Er hat drei Nistkästen aufgehängt, einen Bachlauf angelegt, blühende Sträucher angepflanzt und spritzt nicht mit Unkrautvernichter. Im Winter stellt er sogar selbst Vogelfutter her, denn das gekaufte bestehe zu einem nicht unerheblichen Teil aus Sägemehl, sagt Ropertz.
Schon als Kind interessierte sich der Naturfreund für die Vogelwelt und war mit seinem Vater und einem Bestimmungsbuch in den Feldern und Wäldern unterwegs. Deshalb weiß er genau, welche Vogelarten er in seinem Garten beobachten kann. Zaunkönig, Heckenbrunelle und Amseln sind dabei, aber auch Grün- und Buntspecht sowie Buchfinken, Rotkehlchen und Spatzen.
Ropertz ist allerdings klar, dass es abseits gut angelegter Gärten für die Vögel kaum noch paradiesisch ist. Die Natur ist vom Menschen so verändert worden, dass es von manchen Arten dramatisch weniger Tiere gibt. Vogelarten, die in Agrarlandschaften leben, sind besonders betroffen.
Fast drei Viertel der einheimischen Vögel stehen auf der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands. Dazu zählen Kiebitze (Foto: dpa), Braunkehlchen, Uferschnepfen, Feldlerchen und Rebhühner. Hauptursache ist das Fehlen geeigneter Lebensräume und das mangelnde Angebot an Nahrung. Durch die intensive Landwirtschaft, den Klimawandel und die Versiegelung von Flächen ging und geht viel natürliche Landschaft verloren — auch in Meerbusch.
Daher befasst sich der Bau- und Umweltausschuss am Mittwoch, 11. April, ab 17 Uhr im Bürgerhaus Lank auf Antrag der FDP damit, welche Maßnahmen die Stadt ergreifen könne, um dem Vogelsterben entgegenzuwirken. Nabu und BUND haben dazu Vorschläge erarbeitet. Die Verwaltung stellt drei Aktionsfelder zur Diskussion: Maßnahmen, die zusammen mit der Landwirtschaft umgesetzt werden können, eigene Anstrengungen und Empfehlungen für alle Bürger.
Die Verwaltung möchte nun die „Initiative Kiebitzschutz“ des Rhein-Kreises Neuss fördern: Gegen einen Ausgleichsbetrag von 1250 Euro pro Hektar und Jahr sollen die betroffenen Landwirte eine kiebitzgerechte Einsaat vornehmen. „In den Feldern gibt es kaum noch die typischen Vogelarten wie Kiebitz, Feldlerche und Rebhuhn“, hat auch Ropertz beobachtet. Es fehle die Nahrung in Form von Insekten und Bienen.
Außerdem will die Verwaltung auf Glyphosat und andere Herbizide auf städtischen Grundstücken, auch auf den verpachteten, verzichten. „Ich vermisse die blühenden Feldraine, die Insekten Nahrung bieten“, bedauert Ropertz. Heutzutage werde oft bis an den Rand gepflügt, obwohl das nicht zulässig sei. Darauf will auch die Stadt wieder verstärkt ihr Augenmerk richten. Kontrollen vor Ort wurden nur sehr selten durchgeführt, was dazu geführt habe, dass die bewirtschafteten Flächen an vielen Orten direkt am Wirtschaftsweg enden.
Zu den Maßnahmen, die die Stadt selbst durchführen kann, gehören das Anlegen von Wildblumenwiesen und die Umwandlung von intensiver Bewirtschaftung der städtischen Rasenflächen in extensive Wiesen. Außerdem soll in städtischen Wäldern Totholz liegen gelassen und bei der Bauleitplanung frühzeitig auf genügend Grün geachtet werden.
Es kann aber auch jeder Bürger selbst etwas dazu tun, dass Vögel wieder mehr Lebensraum finden. Dazu gehört ein blühender Garten, in dem nicht jedes Wildkraut entfernt wird oder größere Flächen gepflastert werden. Aber auch der Verzicht auf Streusalz und Laubbläser, die Winterfütterung von Vögeln mit geeignetem Futter und die Kompostierung von Gartenabfällen zählen dazu.