Wie Teenager die Welt kennenlernen
Mit der Teilnahme an der Landesmeisterschaft endet für die Meerbusch Eagles eine goldene Ära.
Meerbusch. Die Landestitel haben sie nicht gezählt, Deutsche Meisterschaften waren es sieben. Hinzu kamen — stellvertretend für Deutschland — diverse EM-Titel sowie Teilnahmen an Weltmeisterschaften. Die Meerbusch Eagles lösen sich nach 13 Jahren auf. Verabschieden wollen sich die Flag Footballer nach Möglichkeit mit einem weiteren, ihrem letzten Titel. „Das wäre dramaturgisch natürlich nicht zu überbieten“, sagt Betreuer Arndt Weule vor dem NRW-Bowl heute in Essen.
Der Pädagoge hat die AG am Meerbusch-Gymnasium 2000 gegründet. „Rheinfire hat damals angeboten, in die Schulen zu kommen und die Sportart vorzustellen“, erinnert sich der AG-Leiter. „Wir haben zugeschnappt, im Januar 2001 eine Mannschaft gegründet und auch direkt das NRW-Finale in Düsseldorf gewonnen. Das war die Initialzündung“, so Weule. Es folgte im gleichen Jahr die Deutsche Meisterschaft und die WM-Teilnahme in Berlin — und damit eine in Meerbusch einmalige Erfolgsgeschichte.
Fabian Schlieck sowie die drei Brüder Patrick, Dominik und Marko Krause haben die vielen Höhen und die wenigen Tiefen in den unterschiedlichen Jahrgängen — mit spätestens 15 Jahren ist im Flag Football an Schulen Schluss — hautnah miterlebt. Eindruck hätten natürlich vor allem die WM-Teilnahmen 2004 in Vancouver und 2005 in Peking hinterlassen, stimmen die vier Meerbuscher überein.
„2004 hat sportlich alles geklappt, es war eine perfekte Saison“, erinnert sich Patrick Krause. „Bei der EM in Gelsenkirchen sind uns dann sogar zwei Busse mit Fans hinterhergefahren“, fügt Fabian Schlieck hinzu. „Und dann fährst du als Minderjähriger eine Woche nach Kanada, wirst da hofiert und behandelt wie ein Profi. Das war unglaublich“, sagt Krause. „Verständigen mussten wir uns mit den Spielern anderer Nationen zwar teilweise mit Händen und Füßen, aber so etwas prägt ja auch“, erzählt Schlieck.
Dominik Krause war gerade einmal 13 Jahre alt, als er das deutsche Trikot in Peking tragen durfte. „Du bist zum ersten Mal alleine von zu Hause weg und findest dich plötzlich in einem fremden Hotelzimmer in einer Stadt wie Peking wieder. So eine Erfahrung macht man nur einmal im Leben“, betont er.
Die Dominanz der Eagles auf europäischer Ebene habe dann später aber auch dazu geführt, „dass man uns betrogen hat“, erinnert sich Marko Krause nur ungern an das Jahr 2007 zurück. Ein 100:6-Sieg gegen Dänemark sei plötzlich nicht gewertet und die Regeln kurzfristig geändert worden. „Es wurde alles dafür getan, dass wir nicht weiterkommen. Man könne ja nicht immer dieselben Teams zur WM schicken“, gibt er die hinter vorgehaltener Hand abgebene Erklärung wieder. Auch dass bei anderen Turnieren ein amerikanischer Quarterback „dickere Arme als wir Beine hatten oder ein angeblich 15-jähriger Kanadier mit einem Vollbart auflief“ (Patrick Krause), sei nur schwer mit dem Fair Play vereinbar gewesen.
Mit der Auflösung der NHL Europe 2007 verlor Flag Football an Schulen zunehmend seinen Reiz, da internationale Wettbewerbe gestrichen wurden. Auch in Strümp ließ die Nachfrage nach. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt aufzuhören“, sagt Arndt Weule.