Wohnen in Meerbusch Bauflächen soll unbebaut bleiben
Die Bezirksregierung Düsseldorf will in Meerbusch weitere Siedlungsflächen ausweisen, die jedoch nur zum Tausch verwendet werden sollen.
Viel zu viele Daten für zu wenig Zeit. Das hatten alle Mitglieder des Planungsausschusses scharf kritisiert, als sie in ihrer Sitzung am 3. September mehrere mögliche zusätzliche Wohnbaugebiete in Meerbusch beschließen sollten. Dabei geht es um mehrere Flächen, die die Bezirksregierung Düsseldorf in der „1. Änderung des Regionalplans“ unter dem Motto „Mehr Wohnbauland am Rhein“ vorschlägt.
Der Plan umfasst insgesamt mehr als 300 Seiten: jede Menge Text, dazu Zahlen, Karten und Grafiken. Die Politiker beantragten deshalb eine Fristverlängerung bis zum 29. Oktober. Auch, um die Meinung der Meerbuscher Bürger in ihre Diskussion mit einfließen zu lassen. Denn die können noch bis zum 30. September ihre Kritik und Anregungen bei der Bezirksregierung loswerden.
Nun die Überraschung: In der Ratssitzung am Donnerstag verkündete Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage, dass die Bezirksregierung die Bitte um Fristverlängerung abgelehnt hat. Die Stadt Meerbusch müsse ihre Stellungnahme demnach wie ursprünglich vorgesehen nach dieser Ratssitzung abgeben. Das komplexe Thema stand also auf der Tagesordnung, ohne vorher ausführlich im Planungsausschuss beraten worden zu sein.
Doch die Fraktionen waren vorbereitet und hatten sich schon vorher intensiv mit der Frage beschäftigt, ob und in welcher Form sie den Weg für weitere Wohnbaugebiete frei machen wollen. Sechs Flächen standen zur Abstimmung (ursprünglich waren es sogar acht), der Rat bestätigte schließlich nur zwei, nämlich eine Fläche in Büderich zwischen Forsthausweg, Moerser Straße und Haus Meer sowie eine Fläche in Lank-Latum am Lohweg. Auf der Fläche in Büderich könnten rund 140 Wohneinheiten entstehen, in Lank-Latum 100. Nicht bestätigt wurden eine Fläche an der Büdericher Straße unmittelbar an Düsseldorfer Stadtgebiet, eine am Mönkesweg, die Erweiterung Kamper Hof und eine Fläche im Bereich Krefelder Straße/Hingstenweg.
Heftig diskutiert wurde dabei erneut die Frage, welche Folgen es hat, wenn nun zusätzliche mögliche Bauflächen in Meerbusch ausgewiesen werden. Schließlich sei es gerade mal ein Jahr her, dass im ursprünglichen Regionalplan zahlreiche Möglichkeiten genannt wurden, sagte etwa Heinrich Peter Weyen (UWG). Seine Fraktion lehnte entsprechend sämtliche Flächen ab, ebenso die FDP.
Grüne fürchten, dass auf den Tauschflächen auch gebaut wird
Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage betonte jedoch mehrfach, dass es im geänderten Regionalplan nicht um zusätzliche Flächen gehe, sondern lediglich um „Potenzial- oder Tauschflächen“. Heißt: Falls eine der bereits ausgewiesenen Flächen nicht umgesetzt werden könne, dienten die zusätzlichen Flächen als Alternative. Mielke-Westerlage: „Ob die Flächen schließlich überhaupt entwickelt werden, das entscheiden Sie! Heute geht es nur um eine Option.“
Eben das sehen die Grünen kritisch. „Wenn wir uns jetzt als Option darauf einlassen, wird dort auch irgendwann gebaut, befürchten wir“, sagte Jürgen Peters. Seine Fraktion sehe keine Notwendigkeit, den Regionalplan jetzt schon wieder zu ändern. CDU und SPD sehen das etwas anders. „Das Angebot der Regionalplanung, Flächen hinzuzubekommen, ist generell positiv“, sagte etwa Werner Damblon (CDU). Aber er betonte auch: „Das sind nur Tauschmöglichkeiten.“ Die CDU sei für moderates Wachstum und für eine maßvolle Bevölkerungsentwicklung. „Wir wollen Meerbusch als Stadt mit viel Grün erhalten.“
Auch die SPD wertet die Tauschmöglichkeit als Chance. „Wenn wir uns jetzt weitere Flächen für eine Bebauung vorhalten, heißt das noch lange nicht, dass wir diese Flächen zupflastern“, sagte Nicole Niederdellmann-Siemes. Die Politik sei dafür verantwortlich, den Spagat zu schaffen zwischen dem enormen Bedarf an Wohnraum in Meerbusch und der Notwendigkeit, freie Flächen zu erhalten und zu schützen.
Mehrere Ratsmitglieder machen für dieses Meerbuscher Problem die Nachbarn in Düsseldorf verantwortlich: „Wir müssen die verkorkste Düsseldorfer Wohnungspolitik ausbaden“, sagte etwa Marc Becker (Die Linke/Piraten). Und auch Joachim Quass (Grüne) bemängelte: „Es kann nicht sein, dass wir für Düsseldorf geradestehen müssen und unseren Markenkern – die Freiflächen zwischen den Ortsteilen – verballern.“ Auch Daniela Glasmacher (UWG) mahnte vor einem „fortschreitenden Siedlungsfraß in Meerbusch“ und riet dazu, dass die Stadt mangels fehlender Infrastruktur nur langsam wachsen solle.