20 Jahre InitiativeTandem Inklusion als Familiensache
Neuss · Vor 20 Jahren legte Burkhard Zülow den Grundstein für die „Initiative Tandem“. Inzwischen kümmert sich auf Gut Gnadental bereits die dritte Generation um das Thema Inklusion und Integration durch Sport.
Als vor genau 20 Jahren die „Initiative Tandem“ das Licht der Welt erblickte, war Lisa Zülow noch gar nicht geboren. Was die 18-Jährige nicht daran hindert, die Wartezeit auf einen Ausbildungsplatz – Berufswunsch: Schreinerin – ebenso umsichtig wie energisch voranzutreiben. Lisa Zülow tritt dabei in große Fußstapfen, denn sie verkörpert bereits die dritte Generation der auf Gut Gnadental ansässigen Neusser Unternehmerfamilie, die sich dem Thema Inklusion und Integration durch Sport verschrieben hat.
„Und sie macht das gut,“ sagt eine, die es wissen muss: Ihre Großmutter Jutta Zülow (72), Vorsitzende der nach ihrem im Herbst 2010 verstorbenen Ehemann benannten „Tandem-Stiftung Burkhard Zülow“. Sie ist die treibende Kraft hinter all den mit „Tandem“ verbundenen Aktivitäten und am Samstag, 4. Mai, zum 17. Mal Gastgeberin eines integrativen Sportfestes auf dem historischen Firmengelände zwischen Nixhütterweg und Erft.
Dort war es auch, wo Burkhard Zülow den Grundstein für die Initiative legte. Denn zu seinem sechzigsten Geburtstag am 2. Juni 2004 wollte er keine Geschenke, forderte Freunde, Bekannte und Geschäftspartner vielmehr auf, kräftig zu spenden. Und mit den Spenden, großzügig aufgestockt durch den Jubilar, wurden die ersten Spezialfahrräder angeschafft, bei denen die beiden „Fahrer“ nicht hinter-, sondern nebeneinandersitzend in die Pedale treten.
Sie sind mittlerweile zum Symbol der gesamten, nach Burkhard Zülows Tod in eine gemeinnützige Stiftung überführten Initiative geworden. „Miteinander statt füreinander, nebeneinander statt hintereinander“, umreißt Jutta Zülow das Motto. Enkelin Lisa hat das bewährte Programm des „Tandem-Tages“ behutsam weiterentwickelt. Neben Fußball, Handball, Voltigieren, Tandemfahren, Tennis, Tischtennis, Selbstverteidigung, Kanufahren und Boule gehören Fußball-Darts und Hockey erstmals zum Kanon der angebotenen Sportarten, die alle auch ausprobiert werden können.
Um 14 Uhr startet im Innenhof ein Inklusionslauf, der rund um den benachbarten Barfußpfad führt und mit dem auf die Special Olympics Landesspiele, die vom 22. bis 25. Mai in Münster stattfinden, aufmerksam gemacht werden soll.
Dass die eine Rekordbeteiligung aus dem Rhein-Kreis (146 inklusive Betreuern) aufzuweisen haben, hat sicher auch mit den Bemühungen der Tandem-Stiftung zu tun. Trotzdem macht sich deren Vorsitzende Sorgen um die Zukunft: „Die Zusammenarbeit mit den Vereinen klappt hervorragend, deren Interesse wird immer größer,“ konstatiert Jutta Zülow, muss aber einschränkend hinzufügen: „Die mit den Schulen funktioniert seit Corona und Lockdown so gut wie gar nicht mehr.“ Sogar das Herzstück des Ganzen, das gemeinsame Fahrradfahren auf den Tandem-Rädern, ist davon betroffen. „Ich glaube nicht, dass es am fehlenden Engagement liegt,“ sagt Jutta Zülow, „sondern daran, worunter in Deutschland so viele Bereiche leiden: zu wenig Personal und zu viele bürokratische Hürden.“
Weshalb sie froh ist, den Tandem-Tag ausschließlich auf dem Firmengelände ausrichten zu können: „Im öffentlichen Raum müssten wir so viele Vorschriften beachten, das würde nie funktionieren.“ Damit es das am 4. Mai tut, hat Lisa Zülow klare Vorstellungen: „Wir könnten noch ein paar Helfer gebrauchen – und Spenden fürs Kuchenbuffet.“ Schließlich kommt der gesamte Erlös der Veranstaltung inklusive reich bestückter Tombola (Hauptgewinn eine Reise nach Berlin zum Internationalen Leichtathletik-Sportfest Istaf am 1. September für zwei Personen) den Aktivitäten der Tandem-Stiftung zugute.