Mini-Protest in Düsseldorf Aktivisten der „Letzten Generation“ blockieren brav eine Kö-Brücke
Update | Düsseldorf · Anstatt sich festzukleben, haben sich die Aktivisten friedlich an der Kö versammelt – und konnten mithilfe Dutzender Polizisten eine Brücke für den Autoverkehr blockieren. So will die Letzte Generation ein neues Image bekommen.
(now) Mit der „Letzten Generation“ verbinden viele Düsseldorfer die Festklebe-Aktion am Flughafen im Sommer 2023 – dieses Jahr aber präsentieren sich die Aktivisten als brave Bürger. Am Samstagmittag trafen sich rund 30 Mitglieder der Gruppe an der Königsallee zu einer „ungehorsamen Versammlung“, die dank der Polizeipräsenz für eine zweistündige Blockade des Autoverkehrs auf der Kö-Brücke Benrather Straße sorgte. Ein Verkehrschaos blieb aus. „Alles lief absolut friedlich“, sagte ein Sprecher der Polizei.
Die Aktivisten hatten den Protest zwar nicht als offizielle Demonstration angemeldet, aber auf Plakaten und im Internet angekündigt. Weil nach Artikel 8 des Grundgesetzes alle Deutschen das Recht haben, sich ohne Anmeldung friedlich zu versammeln, war es die Kernaufgabe der Polizei, die Aktion zu schützen. „Damit hier kein Idiot mit dem Auto reinfährt“, so sagte es ein Polizei-Sprecher, habe man jeweils Dutzende Einsatzkräfte, Autos und Motorräder zu beiden Seiten der Kö-Brücke postiert.
Unter den Protestlern gab es erstaunlich wenige Menschen aus Düsseldorf. Zwei Sprecher der „Letzten Generation“, Malte Nierobisch (20) und Rowena Verst (35), kamen aus Bottrop und Wuppertal. Nierobisch sagte, er wäre auch bei der Aktion am Flughafen aktiv dabei gewesen. Das Verfahren läuft noch. Verst meinte, „diese Kriminalisierung ist super traurig“. Nun sei es an der Zeit, die gewonnene Aufmerksamkeit mit neuen Protestformen wie dieser zu nutzen, um „mehr Leute reinzuholen und positiv zu wirken“. Später bedankte sie sich per Megafon bei der Polizei für die „Kooperation“.
Warum die „Letzte Generation“ zwar immer noch stören will, aber eben nicht mehr mit Klebe-Blockaden, weiß das Düsseldorfer Mitglied Lisa aus eigener Erfahrung. Die 27-Jährige promoviert gerade in Pharmazie und hatte sich vergangenes Jahr an der Berliner Allee mit fünf Gleichgesinnten auf die Straße gesetzt, um spontan den Verkehr zu blockieren. Ein Verfahren wegen Nötigung läuft. „Man muss das im Blick behalten“, sagte die Aktivistin, „auch wegen des eigenen Führungszeugnisses“. Die Hoffnung sei nun, mit friedlichen Protesten ohne Strafverfolgung mehr Menschen zum Mitmachen zu bewegen.
Einige lassen sich von der Polizei wegtragen – fürs Foto
Das funktionierte am Samstag auf der Kö nur bedingt. Viele Passanten liefen einfach über die Brücke, ohne Notiz von dem Protest zu nehmen. Nur vereinzelt blieben Menschen sitzen und genossen ein Sonnenbad auf der Fahrspur. Ein paar Autofahrer hupten, ein Junggesellenabschied grölte, Sprüche übers Kleben folgten – mehr nicht. „Das muss sich hier wohl noch etablieren“, sagte eine Düsseldorfer Aktivistin, die sich als Schnecke verkleidet hatte.
Gegen 14 Uhr löste die Polizei die Brücken-Blockade auf der Straße auf, die meisten Teilnehmer wechselten einfach freiwillig auf den Bürgersteig. Etwa ein Dutzend Aktivisten ließ sich von den Einsatzkräften auf den Gehweg wegtragen, „das machen die fürs Foto“, sagte ein Polizei-Sprecher. Dann konnte der Autoverkehr wieder fließen, und die „ungehorsame Versammlung“ war beendet.