80 Holzbüttgener Floorball-Fans feuern ihr Team gegen Berlin an

Die Herrenmannschaft der DJK erreichte das Pokal-Halbfinale. Gegner Berlin siegte zwar mit 8:3, die Stimmung war aber trotzdem gut.

Foto: Philip Jesse

Holzbüttgen. Fans toben, schwenken Fahnen, schlagen Trommeln, singen lauthals, als die Mannschaft nach dem Spiel nochmals vor die grün-weiße Menge der Zuschauer tritt — und das, obwohl sie das gerade beendete Spiel verloren haben. Die Floorball-Herrenmannschaft der DJK Holzbüttgen hat es ins Halbfinale des deutschlandweiten Pokals — Stena Line final4 — geschafft. Dort tritt sie als „Underdog“ aus der zweiten Bundesliga gegen den Erstligisten BAT Berlin an. Das Spiel endet mit einem Sieg für Berlin mit 8:3. Trotzdem sind die Fans mehr als zufrieden.

Doch von Anfang an. Als einziges Team, das mit zwei Bussen — einer am Vor- und und ein weiterer am Spieltag — anreiste, fuhren die Mannschaft und rund 80 Fans nach Dessau. Nach fast sieben Stunden Anfahrt erreichte der erste Bus mit einiger Verspätung am Freitag das Großevent. Auch Pia Saurbier ist dabei. Die 24-Jährige ist selber seit sechs Jahren in der Damenmannschaft der DJK aktiv. Dass sie wie ihre beiden Brüder Floorball spielen will, sei ihr schon früh klar gewesen, sagt sie. Diesmal ist sie aber „nur“ treuer Fan. Ihre Brüder sind beide in der Herrenmannschaft. Sie ist auch sonst immer dabei, nur manchmal kollidieren deren Termine mit ihren eigenen Spielen, sagt sie. Dass das Spiel gegen Berlin schwer wird, sei allen klar gewesen.

Als sich die Niederlage abzeichnet, singen die Fans das eigens gedichtete DJK-Lied, wollen die ganze Halle mit ihrem Gesang füllen und die Köpfe nicht hängen lassen. Damit unterstützen sie die Mannschaft und zeigen Teamgeist. Trotz der Niederlage ist Pia zufrieden mit dem Spiel: „Es ging nicht ums Gewinnen, sondern ums Dabeisein.“ Neben den Familien der Spieler seien auch viele Jungfloorballer mit ihren Eltern zum Auswärtsspiel angereist, sagt Philip Jesse, Leiter der Abteilung Floorball bei der DJK Holzbüttgen. Dazu gehörten etwa Axel Thurner und seine beiden Töchter, die in den Jugendmannschaften der DJK spielen. Thurner und sein Kindheitsfreund Daniel Stroh und dessen drei Söhne machten kurzerhand einen Familienausflug aus dem Wochenende — die Frauen blieben zu Hause. Solche Ausflüge machen sie öfter zusammen, erzählen die beiden Väter. Besonders ein Auswärtsspiel sei ein tolles Erlebnis, sagt Thurner. Gerade für seine Töchter, die in Dessau auch beim Juniorenturnier mitgespielt haben. Abends haben sie dann ihre Trainer angefeuert, die als Spieler auf dem Feld standen.

Stroh war mit seinen Kindern zum ersten Mal bei einem solchen Event. Sein Ältester ist in einer Floorball AG in der Schule, er selber war einige Male bei Spielen in Kaarst, erzählt er. Keiner von ihnen hätte gedacht, dass ihre Mannschaft drei Tore gegen einen so starken Gegner erzielen würde. Vielmehr hätte man gehofft, nicht allzu zu hoch zu verlieren, erzählt Stroh. Besonders die Fangemeinschaft der Holzbüttgener ist überragend, sie waren die Enthusiastischsten der Zuschauer, findet er. Nach dem Führungstreffer in der zweiten Minute sei die Stimmung atemberaubend gewesen. Sogar die Hallenkommentatoren seien von der Unterstützung für die Mannschaft begeistert gewesen. Auch die zu Hause gebliebenen Fans hätten die Holzbüttgener vor allem „gehört“, erzählt Jesse. Viele von ihnen hätten das Spiel per Livestream beim Public Viewing im eigenen Wohnzimmer verfolgt. Aber woher kommen die Begeisterung für den Verein und die Sportart, die dem Hallen-Hockey ähnelt? „Das hat auch was mit Lokalpatriotismus zu tun“, erklärt Axel Thurner. So stammt auch die Einlaufmusik der Floorballer von der Holzbüttgener „Die Band die keiner kennt“. Und Thurner findet: Die „schnellste Hallensportart der Welt“ bietet ein tolles Gesamtpaket.

Auch Stroh erklärt: „Als Zuschauer hat man viel davon. Das Spiel ist schnell, es fallen viele Tore.“ Ihm hätten das Spiel und das gesamte Wochenende gefallen. Gute Stimmung, nette Leute, spannende Spiele: Er will jetzt regelmäßig zu Floorballspielen gehen. „Das ist auf jeden Fall eine Sportart, die man sich mal anschauen sollte.“