Ärger um Honorare für VHS-Dozenten

Lehrkräfte, die Integrationskurse anbieten, erhalten deutlich mehr Geld als ihre Kollegen. Die Stadt ärgert sich deshalb über den Bund.

Foto: Staniek

Grevenbroich. Eigentlich sieht es für die Volkshochschule (VHS) momentan gut aus: Am Donnerstag hat der Kultur- und Volkshochschulausschuss einstimmig das Programm für das kommende Frühjahrs- und Sommersemester 2017 beschlossen. Zudem konnte VHS-Chef Rainer Hoffmann auch erfreut mitteilen, dass sich die Rahmenbedingungen verbessert hätten, weil es wieder mehr Geld vom Land gebe.

Trotzdem knirscht es derzeit bei der VHS in den Reihen der Dozenten. Der Hintergrund: Dozenten „normaler“ VHS-Angebote bekommen 17 Euro Honorar pro Unterrichtseinheit. Dieser Satz ist qua Beschluss durch die Politik festgelegt. Dozenten für die Integrationskurse erhalten hingegen 35 Euro für 45 Minuten Unterricht. Die mehr als doppelt so hohe Vergütung für diesen Bereich sorgt für Unmut.

Grund für das Ungleichgewicht ist die Tatsache, dass die Mittel für die Integrationskurse vom Bund kommen. Auf Nachfrage teilt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit: „Das Bundesministerium des Innern hat mit Wirkung zum 1. Juli 2016 die Mindestvergütung für selbstständig beschäftigte Lehrkräfte bei Integrationskursträgern von 23 Euro auf 35 Euro je Unterrichtseinheit angehoben. Gleichzeitig wurde der Kostenerstattungssatz von 3,10 Euro auf 3,90 Euro pro Teilnehmer und Stunde angehoben.“

Zwei Ziele verfolge das Ministerium laut Auskunft des BAMF damit: Die Situation der Honorarlehrkräfte soll durch die Anhebung verbessert werden. Und „die Anhebung des Kostenerstattungssatzes auf 3,90 Euro schafft für die Träger einen erheblichen Anreiz, deutlich mehr Kursplätze anzubieten und die Kurse besser auszulasten.“

Das sieht der Erste Beigeordnete der Stadt Grevenbroich, Michael Heesch, deutlich anders. „Ich finde es eine Zumutung und Frechheit, so vorzugehen“, schimpft er. Das BAMF habe die Erhöhung der Vergütung ohne Rücksprache durchgezogen. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass man solch eine Ungleichbehandlung schafft“, sagt er. Er geht auch nicht davon aus, dass mehr Integrationskurse angeboten werden, weil die Kostenerstattung für die Teilnehmer auch für Sachkosten, etwa für Bücher oder Lernequipment, benötigt werde. Werde mehr Geld für das Honorar ausgegeben, bleibe weniger für die Sachkosten. Und die Stadt werde nicht über die vorhandenen Mittel hinaus Kurse anbieten. „Wettbewerb in der Weiterbildung — das macht keinen Sinn“, betont Heesch zudem und vermutet zur Vergütungserhöhung: „Das ist ein Abwerbesystem.“

Monika Born-Möbius, stellvertretende VHS-Leiterin, erklärt: „Die Nachfrage ist viel größer als das Angebot“, aber „mehr Integrationskurse sind wegen der notwendigen Organisation und Verwaltung nicht möglich.“ Die Kosten dafür müssten ja auch gedeckt werden. Sie bestätigt, dass es zu Problemen im Honorarbereich komme, betont aber, dass die Kurse bezahlbar bleiben müssten. Bei einer allgemeinen Erhöhung der Honorare würde wohl eine Gebührenerhöhung folgen müssen. „Wir bieten ein attraktives Angebot mit qualifizierten Fachkräften“, erklärt sie: „Es ist schade, dass da so eine Wertigkeit reinkommt.“