"Alternative für Deutschland" AfD blitzt dreimal mit Spendenversuch bei Neusser Vereinen ab

Weder die Neusser Tafel noch die Organisationen „Neuss packt an“ und die „Brücke“ wollen Spenden von der AfD annehmen.

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Neuss. Hätte die Neusser AfD eine Annonce geschaltet, dann lautete sie: „Biete 420 Euro, suche jemanden, der sie annimmt“. Denn auf der Suche nach Abnehmern für die beim Neujahrsempfang gesammelte Summe musste die Partei gleich drei Schlappen hinnehmen. Ursprünglich sollten die 420 Euro der Neusser Tafel zu Gute kommen. Die Anfrage der AfD kam laut Rebecca Schuh, der Vorsitzenden der Neusser Tafel, in der Woche vor Weihnachten. Die AfD Neuss teilte darin mit, dass man beim AfD-Neujahrsempfang der Tafel eine Sammelbox mit Spenden übergeben möchte. „Daraufhin haben wir eine Vorstandskonferenz einberufen, in der die Absage einstimmig beschlossen wurde“, sagt Schuh.

Die Tafel versorgt bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und Kleidung. Zwar sei man daher auf Geldspenden angewiesen, allein um das Auto und die Miete der Räume des gemeinnützigen Vereins zu finanzieren. Dennoch habe sich der Vorstand einstimmig dazu entschieden, die Spende abzulehnen: „Wir haben uns eingehend mit dem Parteiprogramm der Neusser AfD auseinandergesetzt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass dies nicht mit den Werten der Tafel übereinstimmt“, sagt Schuh. Das habe man der AfD schriftlich mitgeteilt. Zudem sei die Tafel laut der Vorsitzenden parteineutral. „Es kommt eigentlich so gut wie nie vor, dass eine Partei überhaupt an die Tafel spendet“, sagt sie.

Die AfD veröffentlichte daraufhin auf ihrer Website einen Text mit der Überschrift „Scheinheilige Helfer“. Den Tafel-Verantwortlichen seien die bedürftigen Menschen egal. Man wolle nur den Schein wahren, heißt es darin. „Mir war klar, dass das einen Shitstorm geben könnte“, sagt Schuh. Es sei aber an der Zeit, Meinungen und Werte zu vertreten, sagt sie.

Rebecca Schuh, Vorsitzende der Neusser Tafel

Doch wie der AfD-Stadtverordnete Dirk Kranefuß mitteilte, sei er danach ein zweites Mal abgewiesen worden. Und zwar von der Organisation „Neuss packt an“, die sich um Obdachlose kümmert. Ein Mitglied der Organisation erklärt: „Wir haben uns intern beraten und gegen die Annahme der Spende entschieden, da wir uns von rechtem Gedankengut distanzieren und mit dieser Partei nichts zu tun haben wollen. Uns ist nämlich bewusst, dass wir mit der Annahme der Spende auch indirekt die AfD unterstützt hätten.“

Kranefuß sei über die Absagen höchst erstaunt gewesen, wie er sagte. Irritationen gab es auch bei Versuch Nummer drei. Diesmal fragte er bei der „Brücke“ vom Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) an, der Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen. Der SKF engagiert sich zwar unter anderem auch in der Flüchtlingshilfe, Kranefuß betont jedoch, dass das Geld ausschließlich für obdachlose Menschen vorgesehen sei, die „im Rahmen der Flüchtlingssituation gerne mal vergessen werden“, wie er behauptet.

Zwar sagt Kranefuß, zunächst grünes Licht von einer Mitarbeiterin des SKF für die Spendenübergabe erhalten zu haben. Deren Geschäftsführerin Ruth Braun betont jedoch: „Wir nehmen von politischen Parteien keine Spenden an.“ Dies sei der Mitarbeiterin vielleicht nicht bewusst gewesen. Kranefuß argumentiert jedoch, dass die Spende nicht von der AfD selbst, sondern von den Gästen des Neujahrsempfangs komme. Half alles nichts: Der SKF lehnte die Spende ab. Nun überlegt Kranefuß, die 420 Euro öffentlich an Obdachlose im Stadtgebiet zu verteilen. Ob diese das Geld annehmen werden?

Die Neusser Tafel ist nicht die erste, die Spenden der AfD ablehnt. Im Dezember 2017 lehnte die von der Diakonie betriebene Tafel in Thüringen eine Spende in Höhe von 100 Euro ab. Die Begründung: Das Menschenbild von Diakonie und Kirche sei mit dem der AfD nicht vereinbar, heißt es in einem Schreiben, dass der AfD-Politiker Stefan Möller veröffentlichte.