Altenpflege bietet Karrierechancen
Das Bild vom Job im Altenheim ist klischeebehaftet, der Mangel an Fachkräften groß.
Neuss. Der Fachkräftemangel in der Altenpflege ist groß, und der demografische Wandel verschärft das Problem zusätzlich. „Immer weniger junge Menschen kommen für die Erstausbildung infrage“, beklagt Angela Schoofs, Leiterin der für den Rhein-Kreis Neuss zuständigen Arbeitsagentur Mönchengladbach.
Sie hat sich mit ihrem Team daher der landesweiten Aktionswoche „Berufliche Chancen in der Altenpflege“ angeschlossen. Denn: „Die Vorurteile und das Klischeedenken sind gerade in diesem Bereich enorm. Aufstiegschancen sind bei entsprechender Bereitschaft zur Fortbildung durchaus gegeben.“ Die Anforderungen werden weiter steigen: „Die Menschen werden immer älter, dementsprechend steigt auch die Anfälligkeit für Krankheiten. Und der Pflegebedarf nimmt zu“, betont Schoofs.
Welche Chancen zur Karrierentwicklung etwa die St.- Augustinus-Kliniken ihren aktuell 39 Altenpflege-Auszubildenden bieten, unterstreicht Personalreferentin Johanna Biel: „Die dreijährige Ausbildung ist in allen sechs, ganz unterschiedlichen Häusern möglich. Wir tun viel für die innerbetriebliche Weiterbildung, verfügen über ein internes Führungsnachwuchsprogramm und helfen bei der Laufbahnplanung.“ Flexible Arbeitszeiten würden darüber hinaus die Vereinbarkeit von Familie und Beruf garantieren.
Zudem finde die Ausbildung inzwischen, abgesehen vom theoretischen Teil, direkt in den Einrichtungen statt und nicht mehr in praxisfernen Fachseminaren, erklärt Elke Bunjes, Leiterin im Johannes-von-Gott-Seniorenheim, das zu den Augustinus-Einrichtungen zählt. Und dennoch: „Wir haben zuletzt alle drei Azubistellen nicht besetzen können. Entweder es gab überhaupt keine Bewerber oder ihnen mangelte es an Qualifikation.“
Marco Schwens kann die Vorurteile gegenüber seinem Beruf nicht nachvollziehen. Er hat als Pflegefachkraft angefangen, war dann Wohnbereichsleiter und ist jetzt Pflegedienstleiter im Johannes-von-Gott-Seniorenheim. „Diese Arbeit bedeutet weit mehr als nur Bettpfannen leeren. Auch die Bezahlung ist so schlecht nicht. Wenn ich mich im Freundeskreis umhöre: Im Handwerk oder Handel verdient man oftmals viel weniger.“ Johanna Biel bestätigt: „Azubis bekommen bei uns im ersten Jahr 900 Euro plus weitere Zulagen zum Grundgehalt sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld.“
Eileen Schmitz ist im zweiten Ausbildungsjahr. „Ein Schreibtischjob wäre nichts für mich. Ich habe in verschiedene Berufe hineingeschnuppert, die Arbeit mit Senioren hat mir am meisten Spaß gemacht, obwohl es natürlich auch schwierige Situationen gibt. Aber alte Menschen sind noch richtig dankbar und freuen sich sogar über ein Tafel Schokolade“, erzählt sie.
Eileen Schmitz habe es richtig gemacht, sagt Angelika König, die bei der Arbeitsagentur auch Umschulungen von Quereinsteigern koordiniert: „Jugendliche sollten unbedingt ein mehrwöchiges Praktikum machen, um den Arbeitsalltag in der Altenpflege genau kennenzulernen. Sonst setzt man womöglich aufs falsche Pferd.“