Anwohner klagt über Lärm von Güterzügen
Laut Bahn fahren wegen Bauarbeiten derzeit mehr Güterzüge durch Grevenbroich als üblich.
Grevenbroich. Vor drei Jahren ist Heinz Füsser mit seiner Frau aus der Südstadt in die Siedlung am Albert-Schweitzer-Weg gezogen. „Wir wollten etwas Kleineres“, sagt er. Damals habe er die Schienen, die gleich neben seiner Wohnung verlaufen, zur Kenntnis genommen. Für ihn sei der normale Zugverkehr nie ein Problem gewesen, sonst hätte sich Füsser gar nicht erst für die Wohnung entschieden. „Seit ein paar Wochen aber hat die Bahn im Frachtverkehr ihre Logistik offensichtlich umgestellt“, sagt der Rentner. Gezählt habe er schon, da kam er auf 20 Züge pro Stunde — also alle drei Minuten einer. „Die kommen jetzt doppelt so oft, sind doppelt so lang, und die Geräuschkulisse hat sich verdreifacht“, sagt Heinz Füsser. „Zumindest gefühlt.“
Heinz Füsser, Anwohner
Auch mit seinen Nachbarn hat der Grevenbroicher schon gesprochen, „die empfinden das genauso, unsere Balkone und Terrassen können wir kaum noch nutzen“, erzählt Füsser, der sich gemeinsam mit Lothar Zimmermann hilfesuchend an Landtagskandidatin Heike Troles gewendet hat. Die wiederum hat eine Anfrage bei der Verwaltung gestellt, „bisher gab es aber noch keine Rückmeldung, weil die Antwort der Bahn noch aussteht“, sagt sie.
Ein Bahn-Sprecher sagte, dass die Leistungsfähigkeit der Strecke Köln-Ehrenfeld-Rheydt, auf der auch Grevenbroich liegt, begrenzt sei. „Zugzahlen von 20 Züge in einer Stunde sind nicht realistisch.“ Tatsächlich würde diese Verbindung zwischen Süddeutschland, Köln und dem Hafen in Rotterdam in den Sommermonaten aber vermehrt genutzt. Wegen der durch Bauarbeiten verursachten Sperrungen auf der Hauptstrecke Oberhausen — Emmerich — Rotterdam. „2015 fuhren rund 300 Güterzüge pro Woche über diese Strecke, die durch Grevenbroich führt, derzeit sind es wegen der Umleitungen rund 355 Güterzüge in der Woche“, sagt der Bahnsprecher. Das soll bis Anfang September so bleiben, fügt er hinzu. Am Personenverkehr habe sich nichts verändert, „der ist unterjährig eigentlich relativ stabil“, sagt der Bahn-Sprecher.
An diesem stört sich Heinz Füsser auch überhaupt nicht, die Güterwagons seien das Problem. „Die sollten doch alle mal lärmgedämmt werden“, sagt er. Bis Ende dieses Jahres soll jeder zweite der 64 000 Güterwagen über eine Flüsterbremse verfügen, wie viele davon schon durch Grevenbroich fahren, das könne man bei der Bahn nicht sagen. „Derzeit fahren auf der Strecke täglich andere Wagen“, sagt der Sprecher.
Füsser jedenfalls ist froh zu hören, dass nicht dauerhaft mehr Züge an der Wohnung vorbeirasen. Einen Lichtblick stellt die Bahn auch in Aussicht: „Wegen der Werksferien der großen Werke kann es während der Sommerferien zu einer Reduzierung der Zugzahlen kommen.“