App-Käufe und Inkassoverfahren bereiten Verbrauchern Probleme
Die Neusser Verbraucherzentrale hat ihre erste Jahresbilanz vorgelegt.
Neuss. Die Neusser Beratungsstelle der Verbraucherzentrale hat gestern ihren ersten Jahresbericht vorgelegt. Insgesamt 5822 Ratsuchende haben die Einrichtung demnach im vergangenen Jahr aufgesucht. „Hinzu kommen 761 Veranstaltungskontakte“, sagt Dorothea Khairat, Leiterin der Beratungsstelle am Merrerhof 1a. Überproportional viele Probleme hatten die Bürger mit Blick auf Vertragsabschlüsse und -gespräche in örtlichen Mobilfunkshops. „Das fällt im Vergleich zu anderen Städten — wie zum Beispiel Dormagen — schon ins Auge“, sagt Khairat.
Ein wiederkehrendes Ärgernis: „Häufig wurden in Beratungsgesprächen in den Mobilfunkshops viel günstigere Entgelte zugesichert als dann tatsächlich mit der Mobilfunkrechnung abgebucht wurden“, sagt Khairat. Und da Rechnungen oft nur noch per App oder über ein Onlineportal abgerufen werden, falle das Missverhältnis erst spät auf.
Probleme im Telekommunikationsbereich machten im vergangenen Jahr rund ein Viertel der Anfragen bei der Verbraucherzentrale aus. Bei vielen außergerichtlichen Rechtsberatungen und -vertretungen standen daher Probleme mit den Anbietern im Vordergrund — zum Beispiel wegen nicht nachvollziehbarer Posten in der Rechnung oder Stolperfallen beim Anbieterwechsel.
Neben der Telekommunikation spielten die Verbraucherfinanzen eine große Rolle. 17 Prozent kamen deshalb in die Beratungsstelle. Immer wieder ging es dabei um ausufernde Forderungen von Inkassobüros.
Unabhängig davon, dass es eine ganze Reihe Fälle mit unberechtigten Forderungen gab, beobachtete Khairat eine massive Kostentreiberei durch Inkassounternehmen. „Da wurden Kosten durch die parallele Beauftragung von Inkassobüro und Rechtsanwalt in die Höhe getrieben oder für standardisierte Schreiben aus dem Computerprogramm Gebühren entsprechend der sogenannten anwaltlichen Mittelgebühr verlangt“, sagt die Beratungsstellen-Leiterin. „Insbesondere Bagatellforderungen wachsen in der Obhut von Inkassobüros rasch auf das Mehrfache an.“ Khairat nannte ein Beispiel, bei dem aus einer Ausgangsforderung von 21,60 Euro rasch rund 181 Euro wurden.
Viel Beratungsbedarf gab es auch mit Blick auf In-App-Käufe in vermeintlich kostenfreien Spielen für Smartphone und App. „Da kommt für Eltern oft ein böses Erwachen“, sagt Christian Fuchs von der Neusser Beratungsstelle der Verbraucherzentrale. „Da wächst die Handyrechnung schon mal auf 200 oder 700 Euro an.“
Bürgermeister Reiner Breuer zeigte sich mit der Arbeit der Verbraucherzentrale zufrieden: „Sie ist gut in der Stadt vernetzt, und ihre Angebote werden von den Bürgern gut angenommen.“ abu