Ausreiß-Aktion im Selikumer Park Neusser sagen „Problempflanze“ den Kampf an

Neuss · Der Japanische Staudenknöterich ist schön anzusehen, doch ein großes Problem für die heimische Flora und Fauna.

Vorsitzende Marlene Conrads (r.) initiierte die Aktion, nachdem die Neusser Biologin Natascha Blaudeck sie auf das Problem aufmerksam machte.

Foto: Julia Stratmann

Mit Spatengabel, Astscheren und Handschuhen bewaffnet, machen sich die Mitglieder des Heimatvereins Gartenvorstadt Reuschenberg ans Werk: Gemeinsam mit vielen weiteren fleißigen Helfern rütteln und ziehen sie an den grünen Pflanzen, welche die Wege im Selikumer Park säumen, bis das Gebiet einem kargen Schlachtfeld gleicht. Das alles geschieht mit einem Ziel: Naturschutz. Denn mit seinen leuchtend grünen Blättern und den weißen Blüten ist der Japanische Staudenknöterich zwar schön anzusehen, doch schadet das Gewächs den heimischen Pflanzen zunehmend. Im Selikumer Park hat die Verbreitung der „Problempflanze“ bereits eine kritische Grenze erreicht.

„An der Böschung müssen wir heute besonders gründlich sein“, betont Marlene Conrads. Die Vorsitzende des Heimatvereins koordiniert die Ausreiß-Aktion und leitet die Helfer zur Erft. Eine Ausbreitung der Pflanze über das Gewässer möchte sie unbedingt verhindern. Denn Conrads weiß um die Auswirkungen des Japanischen Staudenknöterichs: „Die Pflanze kann in der Hauptvegetationszeit bis zu 30 Zentimeter am Tag wachsen und verdrängt damit unsere heimischen Arten.“ Das zeigt auch ein Blick in die freigeschlagenen Schneisen: Unter dem meterhohen Blätterdach des Japanischen Staudenknöterichs wächst nichts mehr. „Selbst unsere hartnäckigsten Gartenkräuter, wie zum Beispiel die Brennnessel, können unter den Bedingungen nicht wachsen“, sagt die Naturgartenberaterin Antje Loh, die sich ebenfalls an der Aktion beteiligt. Auch die heimischen Insekten können wegen fehlender Entgiftungsorgane ihr zufolge mit den Blüten des Japanischen Staudenknöterichs nichts anfangen.

Insgesamt 41 Personen haben am Freitagnachmittag von 14 bis 18 Uhr die Pflanzen beseitigt, die ursprünglich als Futtermittel nach Deutschland kam. Dafür haben sie durch vorsichtiges Rütteln die Pflanze samt Wurzeln rausgezogen. Denn: „Der Japanische Staudenknöterich verbreitet sich über seine Rhizome“, erklärt Conrads. Um die „Problemflanze“ jedoch langfristig zu beseitigen, müsste sie eigentlich mit Maschinen tiefgründig ausgegraben werden. Hier sieht Conrads Stadt Neuss oder Rhein-Kreis Neuss in der Verantwortung.

Heimatverein wollte nicht
untätig bleiben und wurde aktiv

Seit 2019 weise der Verein die Neusser Amtsleitung Grünflächen auf das Problem hin, das weiterhin bestehe, obwohl die Pflanze zum gleichen Zeitpunkt von der EU nicht mehr als invasiv eingestuft wurde. Stadt und Kreis weisen sich die Zuständigkeit laut der Vorsitzenden aber gegenseitig zu. Deshalb fordert sie, dass Neusser Verwaltung und Rhein-Kreis Neuss die Methoden zur Beseitigung der Pflanze rechtssicher klären sollen und den Neusser Bürgern beantworten, wer welche Zuständigkeiten hat. „Man kann nicht den Verlust der heimischen Artenvielfalt beklagen und bei dieser Pflanze im Park völlig untätig bleiben“, kritisiert sie.

In der Zwischenzeit wollte der Heimatverein aber nicht untätig bleiben und hat mittels Plakaten und Werbung in den Sozialen Medien zur Ausreiß-Aktion aufgerufen. „Wir wollen die Bürger in erster Linie für dieses Problem sensibilisieren“, berichtet Conrads. So wurden auch Lehrerinnen der Gesamtschule Erft darauf aufmerksam. Auf dem Weg zur Arbeit nutzt Sarah Sommer den Weg durch den Selikumer Park täglich und freute sich bislang immer über die grün bewachsenen Flächen – ohne zu wissen, dass es sich hierbei um eine „Problempflanze“ handelt.

„Und so geht es sicher auch vielen Schülern“, sagt die Lehrerin. Auch Agnes Schmidt und Eva Merkes waren nach dem Aufruf gleich doppelt motiviert, die Nachbarschaft zu unterstützen und in Zukunft auch ihre Schüler mit in diese Aktionen einzubeziehen.

Die ausgerissenen Pflanzen lagern die Helfer am Wegesrand, damit das Neusser Amt für Grünflächen diese abholt, um sie anschließend zu verbrennen – nicht zu kompostieren. In dem Fall würde sich die Pflanze nämlich weiter ausbreiten, wie Conrads anmahnt.

Unter den Helfern herrsche nach der Aktion aber Einigkeit: „Wir als Bürger werden alle gemeinsam bei dieser Thematik am Ball bleiben und die weitere Entwicklung nicht nur beobachten wollen.“