30 Bären, 30 Schicksale Mahnwache in Neuss für entführte israelische Kinder
Neuss · 30 Teddybären sollen auf die von der Hamas entführten Kinder aufmerksam machen.
Insgesamt 30 Klappstühle stehen seit Montag vor dem Eingang zum Neusser Rathaus. Auf jedem Platz sitzt ein weißer Stoff-Teddybär, die Augen mit einem schwarzen Tuch verbunden. Um den Hals jedes Bären hängt ein Schild. Darauf zu sehen: Namen wie Sahar, Emma oder Yuli samt Bild. Es sind drei von insgesamt 30 israelischen Kindern, die vor mehr als vier Wochen laut der Jüdischen Gemeinde von den Hamas entführt worden sind. Die Aktion ist Teil einer weltweiten Mahnwache. Unter dem Hashtag „#BringThemHomeNow“ soll der israelischen Geiseln gedacht werden, die sich noch immer in der Gewalt der Terrororganisation befinden.
„Es ist grundsätzlich schrecklich, wenn Menschen gewaltsam entführt werden. Wenn es aber Kinder sind, dann hat es nochmal eine besondere Brutalität“, betont Bert Römgens, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf/Neuss. Es seien unschuldige Kinder, die in Vergessenheit zu geraten drohen. Die Augenbinde der Bären symbolisierte die Abwesenheit der Opfer. Doch mit der Aktion soll nicht nur ein Zeichen gesetzt, sondern auch ein Gesprächsangebot an die Neusser adressiert werden. „Wir versuchen, noch mehr Menschen als bislang für das Thema zu sensibilisieren“, so Römgens. Solidarität sei in diesen Zeiten besonders wichtig, wie in Gesprächen mit den Menschen in Israel deutlich geworden ist.
Während der Aktion standen er und Alexandra Heubach für einen Austausch bereit. Denn während Römgens bei der vorangegangenen Mahnwache in Düsseldorf bereits viel Bedauern und Verständnis erlebt hat, sah er sich auch mit kontroversen Diskussionen und Kopfschütteln konfrontiert. Das Leid in Gaza solle mit dieser Aktion nicht relativiert werden, der Fokus dieser weltweiten Aktion liege aber auf den israelischen Kindern, betonte Römgens. Störungen oder Beschädigungen fürchtete er jedoch nicht. Wie bei vorherigen Veranstaltungen war die Polizei auch bei dieser Gedenkaktion präsent. Alle 30 Minuten kontrollierte ein Beamter den Bereich. Auch der Fraktionsvorsitzende der Neusser SPD, Sascha Karbowiak, war gekommen, um sich solidarisch mit den jüdischen Mitbürgern zu zeigen. „Es ist ein wichtiges Zeichen, um zu verdeutlichen, was aktuell in Israel passiert“, sagte er. Tatsächlich zogen die Stoffbären am Montag die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich und veranlassten einige dazu, sich die Namen und Bilder der Kinder genauer anzuschauen. Die Bären werden am Dienstag in der Zeit von 13 bis 17 Uhr nochmal vor dem Rathaus in Neuss platziert, bevor sie zu einer weiteren Mahnwache am Donnerstag nach Düsseldorf gebracht werden.