Ausschuss diskutiert über Tempo 30
Im Fokus stehen Altenheime und Kindergärten. Schulen und Krankenhäuser sind bereits geschützt.
Neuss. Die Verkehrsschilder an der Weberstraße und der Bergheimer Straße funktionieren automatisch. Zwischen 7.15 und 16.15 Uhr weisen sie vor den Schulzentren eine Tempo-30-Zone aus. Außerhalb dieser Zeiten und in den Ferien dürfen Autofahrer dort mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. „Es sind die einzigen elektronischen Wechselverkehrszeichen vor Neusser Schulen“, berichtet Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung. „Vor den Schulen an der Aurinstraße und an der Vereinsstraße haben wir Tafeln mit zeitlich begrenztem Tempo 30, die in den Ferien zugeklappt werden. Die übrigen Schulen liegen in generellen Tempo-30-Zonen.“
Der Rats-Unterausschuss Mobilität wird in seiner nächsten Sitzung Tempo 30 vor Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen in Neuss behandeln. „Überall, wo es noch keine Tempo-30-Regelung gibt, soll geprüft werden, ob sie aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen zur Regelgeschwindigkeit und dafür Tempo 50 zur Ausnahme werden soll“, sagt Ausschuss-Vorsitzender Karl Heinz Baum (CDU). Er greift damit eine Idee aus Schleswig-Holstein auf, über die die Verkehrsministerkonferenz der Länder ab morgen spricht.
„Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit hilft, Unfälle zu vermeiden“, erklärt Baum. Er wird darin von den Grünen unterstützt. Die Partei hatte in ihrem Kommunalwahlprogramm im vergangenen Jahr unter anderem gefordert, in Neuss flächendeckend Tempo 30 einzuführen. „Vor den Schulen und Krankenhäusern gilt es ja schon“, sagt Roland Kehl, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen. „Aber auch an anderen Stellen in der Innenstadt ist es sinnvoll, um die Lärmbelästigung der Anwohner zu mindern.“ Denn die Klagen von Bürgern über Verkehrslärm nähmen zu. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum auf der Erftstraße immer noch 50 gefahren werden darf.“
Baum sieht zudem Bedarf an Geschwindigkeits-Verringerungen vor Altenheimen und Kindergärten. Dem Amt für Verkehrslenkung zufolge steht Neuss schon sehr gut da. „In den 90er-Jahren war Neuss die erste Kommune, die in Wohngebieten flächendeckend Tempo 30 eingeführt hat“, berichtet Norbert Jurczyk. „Das bedeutet, dass auf etwa 90 Prozent der Neusser Straßen höchstens 30 Stundenkilometer erlaubt sind.“ Auch die meisten Altenheime und Kindergärten befänden sich in Wohngebieten, so dass nicht nachgebessert werden müsse. „Und vor dem St.-Hubertusstift an der Aurinstraße, wo Tempo 50 gilt, haben wir zum Beispiel extra eine Querungshilfe gebaut, damit die Bewohner dort sicherer in den Selikumer Park kommen.“
An einem großen Kindergarten in Schlicherum an der St.-Antonius-Straße habe die Stadt zur Sicherheit auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung während der Öffnungszeiten eingeführt. Eine grundsätzliche Tempo-30-Regelung vor Kindergärten, die an Hauptverkehrsstraßen liegen, hält Jurczyk jedoch nicht für zwingend notwendig. „Die Kinder gehen doch nicht alleine in die Kita, sondern werden von den Eltern gebracht“, sagt der Verkehrsexperte.
Das sieht Karl Heinz Baum anders. „Auch beim Aussteigen aus dem Auto kann es gefährlich werden“, sagt er. „Deshalb wäre ebenfalls vor allen Neusser Kindergärten Tempo 30 wichtig.“