Ausstellung: Eine Hommage an Jerusalem
Der Düsseldorfer Grafiker Heinrich Brandt zeigt seine Arbeiten in der Villa Erckens.
Grevenbroich. Mit ihren schlichten Formen und klaren Farben lädt die aktuelle Ausstellung im Museum Villa Erckens zur Meditation ein, gleichwohl ist sie Aufruf zum friedlichen Miteinander und Unterstützung von konkreten Projekten. „Jerusalem“ nennt der Düsseldorfer Grafiker und Künstler Heinrich Brandt seine Serigrafie, die zuvor bereits an mehreren Orten gezeigt wurde.
Alle 37 Blätter zeigen einen schematischen Grundriss der Stadt, die Juden und Christen gleichermaßen heilig ist. Bei allen farblichen Variationen bleibt die formale Gestaltung und die Symbolik der Blätter stets dieselbe: Die zwölf Tore Jerusalems sind darin ebenso wiederzufinden wie der goldene Altar, der dem jüdischen Glauben zufolge am Jüngsten Tag inmitten der Stadt stehen wird.
Religion gehört neben Kunst und Design zu den Stützpfeilern im Leben Heinrich Brandts. 1935 in Duisburg geboren, erlernte er zunächst ein Handwerk, bevor er Pastoralgehilfe wurde und einige Jahre in einer Gemeinde tätig war. Doch bald entdeckte er sein Talent für visuelle Gestaltung und arbeitete schließlich mehrere Jahrzehnte als Kommunikationsdesigner in der evangelischen Kirche. Seit gut zehn Jahren ist er als freier Künstler tätig.
Die Idee für „Jerusalem“ geht auf eine Israel-Reise Heinrich Brandts 1996 zurück. Zum einen lernte er dabei die Schule Talitha Kumi kennen, die 1851 vom Kaiserswerther Pfarrer Theodor Fliedner gegründet wurde. Ursprünglich nur für Mädchen gedacht, bietet sie heute 1000 Schülern Erziehung und Ausbildung vom Kindergarten bis zum Beruf. Doch die Finanzmittel sind knapp, musste Brandt erfahren.
Zum anderen führte ihm die Reise Parallelen zwischen den Religionen vor Augen. Etwa beim Besuch des Messiastores, durch welches nach jüdischem Glauben der Messias einst in Jerusalem einziehen wird. Die Ähnlichkeit mit seinen eigenen Vorstellungen hat Brandt fasziniert: „Wir Christen glauben schließlich, dass der Messias bereits auf der Erde gewesen ist, aber noch einmal zurückkehren wird.“ Vielleicht sind ja beide dieselbe Person, wie ein jüdischer Religionswissenschaftler einmal im Gespräch mit Brandt vermutete.
In den gezeigten Arbeiten bündelt der Künstler all diese Eindrücke, lädt ein zur Besinnung auf gemeinsame Wurzeln und plädiert für Versöhnung. 2005 hat Paul Spiegel die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen. Deshalb ist jede Ausstellung auch Erinnerung an den 2006 verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden. Der Verkaufserlös der Blätter kommt zu gleichen Teilen der Schule Talitha Kumi und dem Erinnerungs-Wald an Paul Spiegel in Jerusalem zugute.