Ausstellung: Geschäftsmann, Händler, Lehrer: Bilder Neusser Juden

Das Stadtarchiv zeigt „Geschichte in Gesichtern“.

Neuss. Die Ausstellung "Geschichte in Gesichtern" weiht die neu hinzugewonnenen Räumlichkeiten des Stadtarchivs an der Oberstraße ein. Gezeigt werden Portraits jüdischer Büger, aufgenommen von dem renommierten Fotografen Heinrich Kleu. Es gab wohl nur wenige Neusser, der sich nicht einmal haben von ihm ablichten lassen. Als Wolfgang Bathe das 1903 eröffnete Studio an der Krefelder Straße 1973 übernahm, hütete er den Nachlass von Kleu auf dem Dachboden. Vor zwei Jahren übernahm das Stadtarchiv die etwa 30 000 Glasplattennegative, und schnell wurde klar, dass hier ein Schatz für die Stadtgeschichte verborgen lag. "Der Umfang und die Qualität übertrifft alles bis dahin in Neuss Gekannte", sagte Archivleiter Jens Metzdorf bei der Vernissage. Die Ausstellung greift Fotos von Neusser Juden zwischen 1935 und 1941 auf. Die Arbeiten wurden in Kooperation mit dem Institut für Jüdische Studien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ausgewählt. Dass die Portraits den Namen der abgebildeten Personen so gut zugeordnet werden konnten, ist ein Verdienst von Heinrich Kleu, der stets akribisch Buch führte. Acht Portraits wurden ausgewählt, die Lebensgeschichten der Gezeigten soweit möglich dargestellt. So wie die von Max und Helene Müller. Sie bestellten am 24. Juli 1942 noch einmal Abzüge von ihrem Foto für die im Exil lebenden Kinder. An demselben Tag wurde das Ehepaar deportiert. Max und Helene Müller waren die einzigen Neusser Juden, die das Ghetto Theresienstadt überlebten. Die acht Geschichten zeigen Juden verschiedener Gesellschaftsschichten. Julius Marken mit seinem Herrenkonfektionsgeschäft ist vertreten, oder die Familie Levy vom "Hosenkönig". Dann sind auch Alfred und Paul Cohen, Söhne eines Viehhändlers, abgebildet ebenso wie Edith Nussbaum, Tochter des Kantors und Lehrers Benno Nussbaum. Stadtarchiv, Oberstraße, Ausstellung bis 27. April., geöffnet dienstags und freitags 9-13 Uhr, dienstags und mitwochs 14-16 Uhr, donnerstags 14-18 Uhr, montags geschlossen