Kaarst: Protest- Ärzte kampieren am Rathaus
In der kommenden Woche werden 15 Kaarster Ärzte im Zelt praktizieren.
<strong>Kaarst. Es wird ein bisschen sein wie im Feldlazarett: Weil sie gegen die Gesundheitsreformgesetze protestieren, werden 15 Kaarster Ärzte in der kommenden Woche im Zelt praktizieren. Das ist fünf mal sechs Meter lang, 30 Quadratmeter groß und steht ab Montag rechts vorm Rathauseingang. Normalerweise dient es der Malteser-Hilfsorganisation als Unterstand. "Wir möchten mit dieser ungewöhnlichen Aktion auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam machen, die die Patienten erwarten, wenn die Gesetze tatsächlich wie geplant umgesetzt werden", erklärt der Initiator der Protestaktion, Winfried Kluth. Der Allgemeinmediziner befürchtet für die Zukunft einen massiven Praxenschwund in Kaarst. Eine angemessene Versorgung der Patienten würde so immer schwieriger. "Das bedeutet, dass Kassenpatienten praktisch keine zeitnahen Termine mehr bekommen können. Das zeigt sich in den Facharztpraxen ja jetzt schon". Eine Grundversorgung hält jeder teilnehmende Arzt auch ab Montag in seiner Praxis vor. So muss kein Patient auf wichtige Laboruntersuchungen verzichten, und auch eine kardiologische Praxis bleibt stets geöffnet. Im Zelt gibt es keine elektronischen Diagnose-Apparate, dort arbeiten die Mediziner mit einer Grundausstattung. "Wir wollen die Notversorgung darstellen, wie sie den Patienten blühen könnte", erläutert Kluth die drastische Aktion. Wert legt er allerdings auf die Tatsache, dass es sich bei dem Ärzte-Protest nicht um einen Streik handelt: "Wir legen die Arbeit ja nicht nieder, wir stehen die ganze Zeit unseren Patienten zur Verfügung - nur eben im Zelt". Damit dort auch alles seine Ordnung hat, bringt jeder der Kollegen sein eigenes Lesegerät für die Versichertenkarten mit. Auch wenn die Budgets in diesem Quartal zum größten Teil schon erschöpft seien. Nach Aussage von Winfried Kluth ist ohnehin schon ein Drittel der Arztleistungen unentgeltlich: "Das führt dazu, dass viele Ärzte ihre Praxis im laufenden Quartal vorübergehend schließen."
Der Mediziner setzt jetzt auf die Patienten, seien sie doch die einzigen, die den Prozess noch stoppen könnten: "Ärzteproteste sind zwecklos, so groß ist unsere Lobby gar nicht. Darum wollen wir ein Bewusstsein unter den Patienten schaffen. Sie sind letztendlich die Betroffenen."
So werden die Patienten in der kommenden Woche ganz sicher mit ihrem behandelnden Arzt nicht nur über ihren Gesundheitszustand sprechen, denn die Diskussion ist in den Zeltwänden ausdrücklich erwünscht.