Bauleiter ließ sich über Jahre schmieren
Düsseldorf/Neuss. Mehr als 20 Jahre lang war Werner L. (Name geändert) bei der Stadt Neuss beschäftigt, zuletzt als Bauleiter im Amt für Gebäudemanagement. Wenn seine Aussagen vor dem Düsseldorfer Amtsgericht am Donnerstag zutreffen, waren Korruption und Bestechung bei der Behörde an der Tagesordnung.
„Wenn ich nicht mitgemacht hätte, wäre ich gemobbt worden“, erklärte der 61-Jährige. Mit Bestechungsgeldern, Scheinrechnungen und hinterzogenen Steuern soll er einen Schaden von rund 200 000 Euro angerichtet haben.
Angefangen habe es damit, dass ein Kollege ihm sagte, er könne billig an Elektrogeräte kommen. Über eine Firma, die regelmäßig Aufträge der Stadt Neuss bekam. „Erst waren es kleine Teile. Die wurden von Kofferraum zu Kofferraum verladen“, schilderte Werner L. in seinem Geständnis: „Ich musste das nie bezahlen.“ Stattdessen habe der Kollege ihm gesagt, man werde das schon regeln. Es sei dann in die Korruption „hineingeschlittert“.
Später kassierte der Bauleiter regelmäßig Schmiergeld bis zu 7000 Euro von Firmen, damit sie bei der Stadt höhere Rechnungen ausstellen konnten. Außerdem vergab der 61-Jährige Scheinaufträge, die zum Beispiel für Schulen abgerechnet wurden. Tatsächlich hatten die Arbeiten nie stattgefunden.
Da der Mann mit zuletzt 3800 Euro netto auch noch ordentlich verdiente, reichte das Geld für zwei Eigenheime. Dafür bestellte er sich kostenlos Dinge: vom Schalter über Lampen bis zur Weihnachtsbeleuchtung — Einbau inklusive.
Dass auch viele andere Kollegen mitgemacht hätten, reichte dem Richter nicht als Motiv. „Ich hätte den Stadtdirektor informieren müssen“, räumte Werner L., der im Juni 2012 gekündigt wurde, schließlich ein. Verurteilt wurde er zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 200 Arbeitsstunden.