Im Barbaraviertel werden die Probleme angepackt
Das Viertel hat immer noch einen schlechten Ruf — aber die Bewohner halten zusammen.
Nordstadt. Das Barbaraviertel hat keinen guten Ruf: „Auf einigen Spielplätzen liegen oft Spritzen herum, die zum Schutz der Kinder von verantwortungsbewussten Bewohnern entsorgt werden. Ein großes Problem ist auch der viele Hundekot auf den Gehwegen“, sagt die Sozialpädagogin Ingrid Schöneberg von der Caritas.
Schon länger ist das Müllproblem bekannt, durch diesen werden massenhaft Ratten angezogen. „Es fehlen Papierkörbe, es wird alles einfach fallen gelassen“, sagt Schöneberg. Allerdings weise die Stadt die Anfrage nach mehr Mülleimern zurück mit dem Hinweis, dass diese sowieso durch Vandalismus zerstört werden, erzählt Schöneberg.
Die Stadt sieht keine Probleme im Barbaraviertel, auch nicht bei der Mülleimer-Frage: „Es gibt in allen Stadtvierteln immer mal wieder Anfragen nach mehr Papierkörben“, sagt ein Stadtsprecher. Da werde allerdings unterschieden zwischen Wohnstraßen, in denen keine Mülleimer angebracht werden, und Orten, an denen Menschen sich versammeln. Zum Beispiel würden neben Parkbänken, in Geschäftsstraßen und auch neben Denkmälern Papierkörbe aufgestellt.
Hakan Temel sitzt im Stadtrat und ist seit einem Jahr als Stadtverordneter für das Viertel zuständig. Er nimmt die Stadt beim Thema Müll in Schutz. Bürger hätten sich bei ihm beschwert, dass der Sperrmüll seit einer Woche nicht abgeholt worden sei. Temels Nachfrage bei der Stadt ergab, dass dort gar kein Sperrmüll angemeldet worden sei. „Es müssen aber mehr Mülleimer platziert werden, das ist jetzt keine akzeptable Lösung“, sagt Temel. Er findet: „Die Stadtverwaltung hat das Barbaraviertel nicht so im Blick.“ „Das Viertel wird in keiner Form vernachlässigt“, betont dagegen der Stadtsprecher.
Temel plant einen „Dreck-Weg-Tag“, bei dem freiwillige Bürger das Viertel von Müll und Unrat befreien. Damit soll das Bewusstsein der Anwohner für dieses Problem geschärft werden. Denn beim Thema Müll müsse vor allem ein Bewusstseinswandel bei den Anwohnern und Passanten einsetzen. Denn die Menschen sorgten mit ihrem Verhalten für ein Rattenparadies.
Es gibt entgegen des Rufs als Problemviertel auch viele positive Aspekte im Quartier: Seit Anfang des Jahres sind verstärkt Streetworker im Barbaraviertel im Einsatz. In Kooperation von Diakonie, dem Sozialdienst katholischer Frauen, dem Sozialdienst katholischer Männer und der Stadt Neuss werden jetzt zwei der insgesamt vier Sozialarbeiter speziell mehr im Norden der Stadt eingesetzt.
Das Zusammenleben von Alteingesessenen und Zugezogenen habe sich in den letzten acht Jahren gut entwickelt. Daher seien die Bewohner des Viertels auch viel aufgeschlossener gegenüber Flüchtlingen als Bewohner anderer Stadtteile, das habe man besonders während des Bürgerdialogs zum Thema Flüchtlinge gemerkt. Da sind sich Temel, Schöneberg und Hadegen einig. „Die Menschen, die hier wohnen, lieben das Viertel und leben gerne hier“, sagt Schöneberg.