Bauverein: Landeskriminalamt war belastender Brief bekannt
Das LKA soll einen Korruptionsverdacht nicht ausgeschlossen haben.
Neuss. Anonyme Schreiben mit unkonkreten Hinweisen landen im Papierkorb, erklärte Ralf Kriesemer, Antikorruptionsbeauftragter der Stadt. Doch das Schreiben, das am 27. April 2017 aufgesetzt wurde und ihn am 3. Mai erreichte, war anders.
Der Inhalt schien „in verschiedener Richtung unter Umständen strafrechtlich relevant“, sagte Kriesemer gegenüber der Politik — und damit begannen strafrechtliche Ermittlungen gegen Verantwortliche der Neusser Bauvereins AG wegen des Verdachts der Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr. Ermittelt wird gegen das städtische Wohnungsbauunternehmen, dessen Vorstand alle Vorwürfe bestreitet, aber auch gegen eine Neusser Versicherungsagentur, die der Vorstand bei der Ausschreibung von Versicherungsleistungen als Makler eingeschaltet hatte. Offensichtlich hat dieser Partner wiederholt geraten, unter allen Angeboten das einer Neusser Versicherungsgesellschaft anzunehmen. Deren Angebot war dem Vernehmen nach zuletzt 300 000 Euro günstiger als die Konkurrenz, was Insider mit einer guten Kenntnis des Gebäudebestandes erklären. Gebäudeversicherer, die diesen Überblick nicht haben, würden einen Sicherheitszuschlag einkalkulieren.
Das anonyme Schreiben war in seinen Angaben so konkret, sagt Kriesemer, dass — wie es in solchen Fällen üblich ist — das Landeskriminalamt um eine Stellungnahme gebeten wurde. Das habe einen Anfangsverdacht nicht ausgeschlossen, so dass das Schreiben am 8. Mai 2017 an die Ermittlungsbehörden abgegeben wurde.
Ab diesem Zeitpunkt musste die Stadt schweigen. Die Ermittler hätten einen Anspruch auf Erstbefragung, sagt Kriesemer. Lasse man als Stadt vorher etwas nach außen dringen, mache man sich der Verdunkelung verdächtig. -nau