Bayer gelingt glanzloser Pflichtsieg
Handball-Drittligist bezwingt den ATSV Habenhausen 35:31. Die Einstellung der Spieler erzürnt den Geschäftsführer.
Dormagen. Das Interessanteste an diesem Handballabend war der Live-Ticker aus Ferndorf. Denn eine Dreiviertelstunde lang lief dort der Tabellenführer einem Rückstand hinterher; nach 46 Spielminuten führte GWD Minden II 23:17, ehe den nur mit neun Feldspielern angereisten Gästen die Kraft ausging. Der TuS sicherte sich mit einem 14:3-Lauf in den letzten 14 Minuten Sieg Nummer 14 im Spiel Nummer 14 — jetzt trennt die Ferndorfer nur noch das Auswärtsspiel bei der SG Schalksmühle-Halver am 9. Dezember von einem neuen Startrekord, denn eine Hinrunde ganz ohne Punktverlust hat in der Dritten Liga West noch niemand geschafft.
Die Fans des TSV Bayer Dormagen — 756 bildeten die Minuskulisse der bisherigen Spielzeit — hatten genug Muße, sich diesem Live-Ticker zu widmen. Denn in der eigenen Halle plätscherte das Geschehen dahin wie bei einem jener für Trainer wichtigen, für Zuschauer aber meist höchst überflüssigen Saisonvorbereitungsspiele.
Am Ende hieß es 35:31 (19:17) gegen den ATSV Habenhausen. „Am Ende des Tages ist es auch mal schön, ein schlechtes Spiel zu gewinnen“, gab Dormagens Trainer Ulli Kriebel zu. Sein Kollege auf der anderen Seite war auch zufrieden: „Wir sitzen in der Kabine und feiern mit ein paar Bier unsere beste Saisonleistung“, sagte Marc Winter, der mit Lars Müller-Dormann das leidgeprüfte Trainergespann des höchst sympathischen, aber immer noch sieglosen Schlusslichts aus Bremen bildet.
Hallensprecher Oliver Fenkl bewies so viel Fingerspitzengefühl, nach diesen zähen 60 Minuten auf die sonst bei Siegen obligatorische „Humba“ zu verzichten. „Das war doch wie bei einem Freundschaftsspiel. Ich dachte, die Jungs hätten endlich kapiert, dass wir uns solche Auftritte nicht leisten können“, schimpfte derweil Dormagens Handball-Geschäftsführer Björn Barthel und bemängelte vor allem das Fehlen jeglicher Abwehrleistung. Das ging auch Kriebel gegen den Strich: „Ich glaube, 31 Gegentreffer haben wir noch nie kassiert in dieser Saison.“ Stimmt — Höchstmarke waren bislang 28 in Ahlen.
Was die sogenannte Deckung fabrizierte, war nicht das schönste Geburtstagsgeschenk für Matthias Broy. Der wurde am Samstag 26 Jahre alt und durfte, weil Janis Boieck erst um 4 Uhr morgens mit dem Zweitligisten Bergischer HC und einem 33:23-Sieg beim Tabellenzweiten aus Bietigheim zurückgekehrt war — von Beginn an zwischen die Pfosten. Trotz fehlender Unterstützung seiner Vorderleute hielt Broy bis zur Pause acht Bälle, sonst wären die Gäste wohl in Führung gegangen. Dann kam Boieck, der vier Paraden verbuchte.
Wobei man zur Dormagener Ehrenrettung sagen muss, dass zu keiner Zeit die Gefahr bestand, die Partie könne vollends kippen. Doch „immer, wenn wir die Chance hatten, uns richtig abzusetzen, haben wir den Gegner wieder ’rankommen lassen“, zeigte Kriebel eine Schwachstelle auf, die die Dormagener sie nicht zum ersten Mal offenbarten in dieser Saison. Offensichtlich hatte der größte Teil — rühmliche Ausnahmen Lukas Stutzke und Ian Hüter — das Spiel nach der schnellen 5:1-Führung (6.) bereits als erfolgreich erledigt abgehakt.
Am Freitag steht um 20 Uhr im Bayer-Sportcenter das Nachholspiel gegen die SG Menden an. Die Sauerland Wölfe überraschten nicht nur jüngst den Longericher SC in dessen Halle mit 33:31, sie hatten auch schon in Leichlingen gewonnen (31:30) und die HSG Krefeld mit 34:27 bezwungen. „Das wird ein ganz schweres Spiel“, sagt Kriebel.