Blinde müssen auf Leitsystem warten
Laut Vorlage der Verwaltung soll das Geld für die Orientierungshilfe erst in den Haushalt 2019 eingestellt werden.
Kaarst. Die „Kaarster Blind-Gänger“ sind enttäuscht. „Wir hatten so sehr darauf gehofft, dass es bald ein Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte in der Stadt geben wird — nun scheint es doch noch sehr lange zu dauern“, sagt Gründungsmitglied Manuela Dolf. Am Mittwoch wird sich der Planungsausschuss mit dem Thema beschäftigen. „Laut Vorlage soll das notwendige Geld aber erst in den Haushalt 2019 eingestellt werden. Zwei weitere Jahre wird dann für uns kein Weg durch Kaarst führen.“
Manuela Dolf, Gründungsmitglied der Initiative „Kaarster Blind-Gänger“
Seit Anfang des Jahres setzt sich die 51-Jährige mit Mirijam Bank und Margaret Reinhardt für die Belange der Sehbehinderten ein. Die drei Frauen schlossen sich zur Initiative „Kaarster Blind-Gänger“ zusammen, veranstalten regelmäßige Treffen mit anderen Betroffenen und sensibilisieren die Öffentlichkeit für ihre Bedürfnisse. „Es gibt keinerlei Orientierungshilfen in der Stadt. So finden wir etwa durch den Kreisverkehr nicht hindurch, durch abgesenkte Bordsteine ist für uns die Straße nicht erkennbar. Auf dem Rathausvorplatz irren wir herum und wissen nicht, wo wir sind“, sagt Dolf.
Die Blind-Gänger appellierten an die Verantwortlichen, zumindest in der Innenstadt Signalsteine und Leitlinien zu etablieren. „Die Reaktionen waren positiv. Politik und Verwaltung erkannten die Notwendigkeit und beschäftigten sich mit unseren Belangen“, sagt Dolf. Zuletzt hatte es einen Ortstermin mit Vertretern der Stadt und dem Experten eines Unternehmens, das sich auf die Herstellung von Binden-Leitsystemen spezialisiert hat, gegeben. Dabei wurden die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten, Materialien und Farben getestet. „Wir dachten, die Sache läuft jetzt“, sagt Dolf.
Und das tut sie auch. „Wir möchten die Umgestaltung so schnell wie möglich umsetzen. Aber wir müssen den korrekten Weg gehen“, sagt die Technische Beigeordnete der Stadt, Sigrid Burkhart. Dazu müsse die Politik zunächst einen Grundsatzbeschluss fassen. „Das soll im Planungsausschuss am Mittwoch passieren“, sagt Burkhart.
Der Haushalt für das kommende Jahr sei indes abgeschlossen. „Ihn wieder aufzubohren, steht der Verwaltung nicht zu“, so Burkhart weiter. Die Kosten seien mit mehr als 80 000 Euro nicht gering. „Sie müssen eingeplant werden“, erklärt sie. Überdies bedürfe die Ausstattung der Stadt mit Blindenleitsystemen der Vorbereitung. So seien neben der Verlegung der Kunststoffplatten für die sich Betroffene und Verwaltung gemeinsam entschieden hatten, auch Tiefbauarbeiten notwendig.
Burkhart betont, dass die barrierefreie Gestaltung der City im Rahmen des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzeptes (IEHK) für die Innenstadt umgesetzt werden soll. Kaarst könnte dann Fördermittel beim Land NRW beantragen. Die lägen bei 50 Prozent der Kosten. „Wenn die Planung so verabschiedet wird, wie sie am Mittwoch im Aussschuss vorliegt, fangen wir 2019 mit dem barrierefreien Ausbau der Innenstadt an“, sagt Burkhart.