Bohrmann wirft bei Bayer das Handtuch

Nach der 23:30-Pleite bei den HF Springe ist Jörg Bohrmann als Trainer des Handball-Zweitligisten zurückgetreten.

Foto: H. J. Zaunbrecher

Dormagen. Die Ära Jörg Bohrmann ist beim TSV Bayer Dormagen seit gestern Abend kurz vor 18 Uhr beendet. Zumindest die als Cheftrainer. Wenige Minuten vor dem Beginn des ersten Trainings nach der im Abstiegskampf vielleicht vorentscheidenden 23:30 (9:15)-Niederlage am Sonntag beim Tabellenvorletzten und Mitkonkurrenten HF Springe informierte der 47-Jährige seine Spieler über seinen am Vortag gefassten Entschluss, sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung zu stellen. Bis ein neuer Chefcoach gefunden ist, werden Co-Trainer Tobias Plaz und der nach seiner Schulteroperation weiterhin zum Zuschauen verurteilte Mannschaftskapitän (und Fitnesstrainer) Dennis Marquardt das Team auf das Heimspiel am Samstag (19 Uhr) gegen die ebenfalls zum Kreis der abstiegsgefährdeten Mannschaften gehörende DJK Rimpar vorbereiten.

„Wir werden jetzt in Ruhe schauen und intern Gespräche führen, wie wir uns zukünftig aufstellen“, sagte Handball-Geschäftsführer Björn Barthel gestern Abend. Einen Schnellschuss auf dem Trainermarkt oder die Verpflichtung eines „Feuerwehrmanns“ schließt Barthel aus. Die Option, den bisherigen hauptamtlichen Jugendkoordinator Erik Wudtke, der im Vorjahr den TuS Ferndorf in die Zweite Liga führte, zum Cheftrainer zu befördern, gestaltet sich zumindest momentan schwierig: Denn der 43-Jährige ist bis morgen als Co-Trainer der Junioren-Nationalmannschaft beim Lehrgang in Warendorf und anschließend bei der DHB-Leistungssichtung in Nellingen gebunden. Ob Wudtke ein Kandidat für die Bohrmann-Nachfolge ist, „müssen wir anschließend mit ihm klären. Das hängt auch von seinem Zeitbudget ab“, sagt Barthel. Der Geschäftsführer der Handball-Abteilung sieht jetzt in erster Linie die Mannschaft gefordert: „Das wäre sie nach der Vorstellung bei der Partie in Springe sowieso gewesen, aber nach dem Rücktritt von Jörg Bohrmann gilt das umso mehr.“

JörgBohrmann, Ex-Trainer TSV Bayer Dormagen

Bohrmann, der seit Sommer 2006 beim TSV arbeitet und in der vierten Saison für die Erstvertretung verantwortlich war, die er zu zwei Meistertiteln in der Dritten Liga West und zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga geführt hatte, hatte sich am Sonntag zum Rücktritt entschlossen: „Mir geht es um den Gesamtverein, der mir am Herzen liegt“, sagt der 47-Jährige. „Das war kein einfacher Schritt, aber ich hoffe auf Impulse durch die Mannschaft. Ich hoffe, dass dadurch das eine oder andere Prozent aus der Mannschaft im Abstiegskampf herausgeholt werden kann.“

Mindestens bis zum Auslaufen seines bis Ende Juni gültigen Vertrages soll und will Bohrmann dem TSV Bayer „in anderer Funktion“ zur Verfügung stehen. Wie es danach weitergeht, sei offen, sagt Björn Barthel: „Wir würden Jörg Bohrmann natürlich gerne halten, ob als Jugendtrainer, Sportlicher Leiter oder für andere Aufgaben“, sagt der Handball-Geschäftsführer. „Das hängt aber auch von ihm selbst ab, ob er überhaupt im Handball weitermachen will oder sich ganz auf seinen Lehrerjob konzentrieren möchte.“ In den Schmollwinkel will sich der zurückgetretene Trainer jedenfalls nicht zurückziehen: „Er hat angekündigt, dass er am Samstag zum Spiel kommt, um die Mannschaft als Fan zu unterstützen“, verrät Björn Barthel.

Der Rückstand des TSV auf den rettenden 17. Tabellenplatz beträgt sechs Punkte. Eine zweifellos schwierige, aber auch nicht gänzlich unlösbare Aufgabe. Doch die Voraussetzungen für die nächste Partie gegen die Rimparer Wölfe sind alles andere als günstig: Weil in der A-Jugend-Bundesliga am Samstag (16.30 Uhr, Sporthalle der Hauptschule Dankersen) das Gipfeltreffen der beiden punktgleichen Tabellenführer GWD Minden und TSV Bayer Dormagen auf dem Programm steht, dürfte aus dieser Richtung keine Auffrischung des dezimierten Kaders zu erwarten sein. Und mit einer Rückkehr ins Aufgebot der verletzten Pascal Noll und Sergio Muggli rechnet Björn Barthel auch nicht.