Bombe auf Sportplatz befürchtet

Die Stadt hat die Sportanlage „Zum Türling“ gesperrt. Auf Luftaufnahmen sind Hinweise auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu erkennen.

Foto: Georg Salzburg

Grevenbroich. Haben die Fußballer der SG Orken-Noithausen jahrelang über oder neben Bombenblindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gespielt? Auf jeden Fall haben Bürgermeister Klaus Krützen und Erster Beigeordneter Michael Heesch am Montag die sofortige Sperrung des Sportplatzes „Zum Türling“ veranlasst — wegen des „konkreten Verdachts auf Kampfmittel“, wie es aus dem Rathaus heißt.

Im kommenden Jahr soll der rund 15 Jahre alte Kunstrasen erneuert werden, auf etwa 430 000 Euro werden die Kosten dafür geschätzt. Im Rahmen der bevorstehenden Sanierung hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) der Bezirksregierung Düsseldorf Luftbilder aus den Jahren von 1939 bis 1945 ausgewertet — und wurde fündig.

Auf den Bildern gebe es, wie Stadtsprecherin Ines Hammelstein erklärt, Hinweise für „vermehrte Bombenabwürfe“. Konkret gehe es um drei Verdachtspunkte. „Es besteht eine potenzielle Gefahr“, sagt Hammelstein. Der KBD habe empfohlen, die zu überbauende Fläche auf Kampfmittel untersuchen zu lassen.

Schon mehrere Male mussten die Bombenentschärfer in der Umgebung anrücken. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges waren der Grevenbroicher Bahnhof und die umliegenden Viertel Ziel massiver Bombenangriffe. Die Zahl der im Krieg über Grevenbroich abgeworfenen Sprengkörper wird auf 100 000 geschätzt. Wie viele Blindgänger noch unentdeckt im Boden ruhen, ist unbekannt. Klar ist, dass das Gebiet am Türling getroffen wurde: Bei Kanalbauarbeiten wurden dort 2004 kurz hintereinander zwei Fliegerbomben entschärft.

Die Stadt beauftragt nun eine Firma mit den Sondierungsarbeiten — etwa Probebohrungen. Wann die starten, steht laut Verwaltung noch nicht fest. Das Verfahren solle zeitnah eingeleitet werden.

Dass die Sperrung erforderlich ist, daran lässt Michael Heesch keinen Zweifel. „Nach den Hinweisen des KBD können und wollen wir kein Risiko eingehen“, sagt der Sportdezernent. Die Anlage am Türling dürfe nun von niemandem betreten werden — auch nicht für Pflegearbeiten. „Theoretisch könnte jede Erschütterung etwas auslösen“, sagt Heesch.

Die Schulen sind laut Verwaltung über die Schließung informiert. Und im Vereinssport sei die Spielsaison beendet, so dass der laufende Spielbetrieb nicht beeinträchtigt werde, berichtet Hammelstein. Das stimmt aber nicht ganz. „Für die Senioren ist Sommerpause, doch für drei Jugendmannschaften stehen noch drei Qualifikationsspiele an — darunter ein Heimspiel am Samstag“, erläutert Theo Flöck, Geschäftsführer der SG Orken-Noithausen: „Wir führen jetzt Gespräche mit dem SV Rot-Weiß Elfgen, ob wir deren Platz nutzen können.“

Was Flöck verwundert: „Dass dort Blindgänger liegen können, hätte doch schon vor 15 Jahren bei der Anlage des Kunstrasenplatzes auffallen müssen. Wir spielen mindestens seit dem Jahr 1961 auf dem Platz.“ Rathaussprecherin Hammelstein hat dafür eine Erklärung: „Zur Zeit des Baus des Kunstrasenplatzes hatten die Alliierten noch nicht alle Luftbildaufnahmen zur Verfügung gestellt.“

Flöck hofft nun, dass die Schließung nicht lange dauert. „In einigen Wochen beginnt die Vorbereitung auf die nächste Saison“, sagt er. Von der Sperrung betroffen ist auch der TV Orken. „Wir nutzen den Platz zwei Mal in der Woche für Leichtathletik und fürs Sportabzeichen“, erklärt Präsident Heinz-Peter Korte.

Sollten die Kampfmittelräumer tatsächlich fündig werden, ist noch nicht ganz klar, wie es am Türling weitergehen soll. „Schlechtestenfalls kann es noch Monate dauern, bis dass der Platz wieder bespielbar ist“, sagt Heesch: „Aber erst müssen wir abwarten, ob dort tatsächlich Blindgänger unter dem Spielfeld liegen.“