Bombenentschärfung in Neuss: Erst schwierig und am Ende doch ganz leicht

Um 12.28 Uhr konnten die Mitarbeiter vom Kampfmittelräumdienst Entwarnung geben.

Neuss. Um etwa eine Stunde hat sich die Evakuierung in der Neusser Nordstadt am Donnerstag noch verzögert, bis Mike Wehner und Jost Leisten vom Kampfmittelräumdienst um 11.57 Uhr ihr Zeichen bekamen. Und dann ging es ganz schnell. „Es war überhaupt nicht schwierig“, sagt Leisten, nachdem der 500 Kilogramm schwere Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft ist. Routine sei seine Arbeit aber trotzdem nie. „Wir gehen bei jeder Entschärfung so vor, als wäre es unsere erste.“

Bei der amerikanischen Fliegerbombe vom Typ SAP 1000 lb muss der Zünder an der Rückseite ab- und dann in zwei Teile auseinandergeschraubt werden. Das kaum verrostete Exemplar, das im Grünbereich gegenüber des Adler-Modemarkts am Römerpark lag, „hat es uns leicht gemacht“, wie Leisten es beschreibt. Seit 7 Uhr konnten die rund 5000 Bewohner des Gefahrenbereichs A, die ihre Häuser verlassen mussten, die Sporthalle des Marie-Curie-Gymnasiums aufsuchen. Rund 240 Personen nutzten diese Möglichkeit. Um 10.15 Uhr musste jeder diesen Bereich verlassen haben. Im erweiterten Gefahrenbereich B leben weitere rund 13 000 Neusser. Diese durften sich während der Entschärfung nicht im Freien aufhalten.

Busse und Flüge wurden währenddessen umgeleitet, um 10.55 Uhr fuhr die letzte Bahn durch den Hauptbahnhof. Bahnpassagiere mussten sich während der Entschärfung im Gebäude aufhalten.

Eine besondere Schwierigkeit bestand darin, die beiden Altenheime — das Elise-Averdieck-Haus an der Wingenderstraße sowie das Haus Nordpark an der Neusser Weyhe — zu evakuieren, da unter anderem bettlägerige Bewohner abtransportiert werden mussten. „Es ist das erste Mal, dass deswegen zwei Patienten-Transport-Züge aus Mönchengladbach und dem Kreis Viersen in den Rhein-Kreis Neuss gerufen wurden“, so Malteser-Gruppenführer Tim Gladis. Insgesamt waren mehr als 200 Mitarbeiter von Hilfsdiensten vor Ort, zusätzlich knapp 90 in der Betreuungsstelle. Außerdem waren etwa 20 Feuerwehrleute, 80 Polizisten und 15 Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes im Einsatz.

Zunächst kam es zu einer ersten Verzögerung, weil ein Hubschrauber auf einem medizinischen Notfallflug mit Ziel Düsseldorf das Gebiet überfliegen musste. Anschließend sichteten Polizeihubschrauber mehrmals Menschen in den Sicherheitszonen. Um 11.57 Uhr begann dann schließlich die Entschärfung, um 12.28 Uhr kam die Entwarnung.