Brillenräuber-Bande muss sich vor Düsseldorfer Gericht verantworten
Mönchengladbach/Neuss. Eine gefundene Mütze mit der Aufschrift „S.W.A.T.“ und daran haftende DNA-Spuren brachten die Sonderermittler auf die Spur des Trios, das als „Brillen-Bande“ bekannt wurde.
Von Oktober 2014 bis April 2015 sorgte es für eine spektakuläre Bankraubserie.
Die Bilder aus den Überwachungskameras zeigten jedes Mal Täter mit auffälliger Brille und Mütze, teilweise mit gezückter Waffe. Jetzt sind drei Männer wegen gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung angeklagt.
18 Bankraube werden ihnen zur Last gelegt, darunter einer auf die Sparkassenfiliale in Erfttal im Dezember 2014. Die Anlage wegen eines 19. Überfall auf eine Bank in Schwalmtal wurde laut Staatsanwalt Ralf Herrenbrück fallen gelassen, weil auch ein ergänzendes Gutachten keine Aufklärung darüber brachte, welcher der Angeklagten die Tat begangen hatte. „Da die Täter aber wegen mehrerer Fälle angeklagt ist, fällt diese Tat bei dem Strafmaß nicht ins Gewicht“, sagte Herrenbrück. Die Neusser Ermittlungskommission „Brille“ war den Tätern auf die Spur gekommen. Anfang Juni wurde ein 39-Jähriger in Wegberg festgenommen.
Er und ein 32-jähriger Mann sollen im Auftrag eines Mönchengladbachers (43) gehandelt haben. Dieser gilt als „Herr des Geschehens“, sagt Elisabeth Stöver, Sprecherin der Düsseldorfer Landgerichts. Der 43-Jährige, der bereits Anfang der 2000er Jahre wegen Banküberfällen eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt hatte, schickte laut Anklage seine beiden Komplizen los. Der 32-Jährige soll für 14 Überfälle verantwortlich sein, der 39-Jährige für vier.
Der Mönchengladbacher soll die beiden mit Masken und nicht funktionstüchtigen Waffen ausgestattet, das Fluchtauto gefahren und die Beute aufgeteilt haben. Insgesamt 110 932 Euro haben die Täter nach Auskunft der überfallenen Banken erbeutet.
Kennengelernt hat sich das Trio im Drogenmilieu. Es überfiel Banken und Sparkassen in NRW, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland. Die Vorgehensweise war immer die gleiche: Ganz ruhig und unauffällig ging der Täter zu einem Schalter, verlangte Geld und zeigte dabei seine Waffe — egal, ob sich Kunden in der Schalterhalle aufhielten oder nicht.
Während der Haupttäter die Überfälle leugnet, räumten seine Komplizen die Taten ein. Den Angeklagten drohen bis zu 15 Jahren Haft. Wann der Prozess in Düsseldorf beginnt, steht noch nicht fest.