CDU-Fraktionsvorsitzende Koenemann: „So kann es doch nicht weitergehen“
Helga Koenemann, neue CDU-Fraktionsvorsitzende, zum holprigen Start und Zukunftsaussichten.
Frau Koenemann, ein Drittel der Fraktionsmitglieder hat sie am vergangenen Montag nicht zur Vorsitzenden gewählt. Sie haben dennoch angenommen. Warum tun Sie sich das an?
Koenemann: Gute Frage. Mich haben doch viele Fraktionskollegen aufgefordert anzunehmen. Ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann. Und schließlich: Es muss doch weitergehen!
Mit Ihnen wechselt die Spitze der Fraktion zum fünften Mal seit 2007. Damals hat Ihr Ex-Mann nach einer Abstimmung, in der ihn Fraktionsmitglieder im Stich gelassen haben, entnervt das Handtuch geworfen. Hat er Ihnen zugeraten?
Koenemann: Sagen wir mal so: Er hat mich auf die Risiken aufmerksam gemacht. Mir ist schon klar, dass es schwierig wird.
Außer Ihnen wollte sich niemand der Wahl für den Fraktionsvorsitz stellen. Die Zerrissenheit ist keineswegs überwunden. Ist diese Fraktion noch zu retten?
Koenemann: Ja! Ich hoffe das doch. Vielleicht ist so manchem am Montagabend, als ich gezögert habe anzunehmen, deutlich geworden, dass es so nicht weitergeht. Und jetzt müssen wir alle hart arbeiten.
Wird das Ergebnis nachwirken?
Koenemann: Ich werde jedenfalls nicht nachkarten. Das bringt doch nichts. Nach dem holprigen, schlechten Start muss es jetzt vorangehen.
Sie sind bis zum Ende der Kommunalwahlperiode im Herbst 2014 gewählt. Halten Sie durch?
Koenemann: Ja. Ich versuch’s auf jeden Fall.
Jetzt stehen drei Frauen an der Spitze der Fraktion. Zufall?
Koenemann: Das denke ich schon. Auf jeden Fall habe ich mit Anne Holt und Ingrid Schäfer reichlich Unterstützung.
Wie ist Ihr Verhältnis zum Bürgermeister?
Koenemann: Gut. Sicher hat der Bürgermeister auch einige Entscheidungen getroffen, die den ein oder anderen irritiert haben. Aber der Vorteil ist: Mit ihm kann man diskutieren. Man braucht eben Argumente.
Teilt man die Fraktion in Napp-Befürworter und Gegner, zählen Sie dann zu der ersten Gruppe?
Koenemann: Nö. Ich werde gemeinsam mit der Fraktion eigenständig Position beziehen, am besten mit dem Bürgermeister. Zur Not müssen wir auch mal gegeneinander abstimmen.
Hält die Koalition mit der FDP bis zum Ende der Ratsperiode?
Koenemann: Ja, ich denke schon.
Am Wochenende steht Ihnen mit der Haushaltsklausur gleich die erste Bewährungsprobe bevor. Welche große Linie ist für Sie entscheidend?
Koenemann: Ich warte die Klausur ab, will mich auch mit unserem finanzpolitischen Sprecher Jörg Geerlings und dem Vorsitzenden des Finanzausschusses, Karl Kaster, abstimmen. Generell gilt aber: Wir müssen als Rat handlungsfähig bleiben. Und das geht nur bei ausgeglichenem Haushalt. Da sind wir uns im übrigen einig.
Noch zwei Jahre, und der Stadtrat wird gewählt. Braucht die CDU, salopp gesagt, neues Personal?
Koenemann: Ja, wir brauchen neue Mitstreiter. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir Menschen erreichen, die sich jetzt entschließe, bei uns mitzumachen.
2015 folgt die Bürgermeisterwahl. Chance für eine Bürgermeisterin?
Koenemann: Ich weiß nicht. Fest steht jedenfalls: Wir haben gute Frauen in der Neusser CDU. Eine Bürgermeisterin? Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber bitte kein Missverständnis: Ich habe keine Namen.