Zwei CDU-Promis aus Neuss im Machtkampf CDU-Mitglieder streiten um Wahlkreis

Neuss. · CDU-Vize Andreas Hamacher will in den Kreistag. Er strebt seine Kandidatur im Stadion-Wahlkreis an, den zuletzt drei Mal Dieter Welsink für die CDU direkt gewann. Der Kampf der Alpha-Tiere. Welsink ist Chef der CDU im Kreistag.

Der Neusser CDU steht ein massiver Machtkampf ins Haus. Noch während die Stadtpartei mitten im internen Wahlkampf um die Bürgermeister-Kandidatur steht, tut sich urplötzlich eine zweite Sollbruchstelle auf. Andreas Hamacher (37), Neusser CDU-Vize, will in den Kreistag. Für seine Bewerbung hat er just jenen Wahlkreis mit dem Stadionviertel als Zentrum in den Blick genommen, den seit 2004 dreimal Dieter Welsink (61) gewann. Pikant: Als Herausforderer greift Hamacher mit Welsink den Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion an. Seine Pläne hat Hamacher dem Neusser Parteivorstand vorgetragen.

Mit Partei-Vize und CDU-Chef im Kreistag bekriegen sich überraschend zwei hochrangige Christdemokraten aus Neuss. Die erste Attacke von Hamacher kontert nun Welsink. Er kündigt seine Kandidatur für den stellvertretenden Parteivorsitz in Neuss an. Sein Ziel sei es, die Arbeit von Kreis- und Stadtpolitik auch künftig eng zu verzahnen. Das sei notwendig, da er im nächsten Jahr nicht mehr für den Stadtrat kandidieren werde. Damit zielt Welsink auf Hamacher, der stellvertretender CDU-Vorsitzender ist. Als „völlig überflüssig“ bezeichnet Jürgen Brautmeier die personelle Auseinandersetzung. Er hätte sich „eine andere Lösung gewünscht“, sagt der Chef der Neusser CDU.

Der Herausgeforderte Welsink
übt sich in Gelassenheit

Zehn Wahlkreise für den Kreistag gibt es in Neuss; fünf muss die CDU für die Wahl im Herbst 2020 mit neuen Kandidaten besetzen. Gleichwohl hat sich Hamacher den „besetzten“ Stadion-Wahlkreis ausgesucht, „weil ich in dem Wahlkreis aufgewachsen bin und auch heute noch wohne“. Der promovierte Jurist, der bereits zehn Jahre dem Stadtrat angehörte, sagt auch: Dieter Welsink verfüge über viele Stärken, aber die konkrete Betreuung der Wähler im Wahlkreise weise „Optimierungspotenzial“.

Der herausgeforderte Welsink versucht Gelassenheit auszustrahlen: „Der Wettbewerb gehört zur Politik. Davon lebt die Demokratie. Ich komme zu dem Schluss, dass es da eine persönliche Note gibt.“ Womöglich, sagt Welsink, fühle sich Hamacher von ihm bei dessen Bewerbung, Europa-Kandidat der CDU am Niederrhein zu werden, nicht ausreichend unterstützt.

Persönliche Motivation für seine Bewerbung weist Hamacher zurück. Er wolle dort antreten, wo er sich „heimisch“ fühle. Er greife auch niemanden an, sondern biete den Mitgliedern im Aufstellungsverfahren nur eine „echte Alternative“ an. In seinen Augen handele es sich um einen „ganz normalen Prozess“. lue-