Die Bienen schwärmen — die Zeit der Imker beginnt
In Spitzenzeiten besteht ein Bienenvolk aus 80 000 Tieren.
Neuss. Wenn Hobby-Imker Christian Josephs die grauen Styropor-Boxen in seinem Garten öffnet, summt ihm ein ganzer Schwarm pralles Leben entgegen. Bis zu 30 000 Bienen beheimatet solch eine unscheinbar wirkende Kiste, und in der jetzt beginnenden Saison steigt die Zahl der schwarz-gelb gestreiften Insekten in einem Volk darin auf bis zu 80 000 an. Dann ist mächtig was los im Garten von Christian Josephs, der das Imkern schon 1989 zu seinem Hobby gemacht hat.
Das allerdings nicht nur wegen des Honigs, den die Bienen fleißig produzieren, sondern wegen der ökologischen Bedeutsamkeit der Tierchen. „Bienen induzieren die Blütenvielfalt, die wir heute kennen“, erklärt der 80-Jährige, der sich auch im Neusser Imkerverein engagiert, in dem rund 40 Imker aus dem Rhein-Kreis organisiert sind, fachsimpeln und sich austauschen.
Denn das Imkern ist eine Wissenschaft für sich. „Es gibt viel zu beachten“, sagt Josephs, der in Spitzenzeiten bis zu neun Zentner Honig im Jahr geerntet hat. „Inzwischen sind es nur noch etwa zwei Zentner. Alles andere wäre mir zu viel Arbeit“, sagt der in Naturwissenschaften promovierte ehemalige Studiendirektor, der an der Uni Bonn im Institut für Bienenkunde gearbeitet hat und daher ein echter Experte in Sachen Imkerei ist.
Ende Mai und Ende Juli stehen bei Josephs Ernten an. Doch wie genau entsteht eigentlich der Honig in den tausenden Waben, die die Bienen in ihren Stöcken zwischen Holzrahmen anlegen? „Sogenannte Flugbienen saugen sich an Blüten mit Nektar voll, dicken ihn in ihrem Körper an und übergeben ihn an die Stockbienen im Volk, die den angedickten Nektar in den Honigwaben deponieren und ihn so für die Wintermonate einlagern“, erklärt Josephs den Ablauf.
Bienen sind perfekt organisiert und übernehmen je nach Alter verschiedene Aufgaben in den Völkern, deren Mittelpunkt die etwas dickere „Königin“ ist, die an heißen Tagen bis zu 1500 neue Eier legt — und damit ständig für Nachwuchs sorgt. „Die Wabenrähmchen sind bei der Ernte oft zweieinhalb Kilo schwer und voller Honig“, schildert der 80-Jährige, der die Wachswaben im Holzrahmen mit einem speziellen Geschirr öffnet und sie dann in eine Art Schleuder stellt, damit der Honig herausfließt.
Dafür kämpfen Imker und auch die Bienen gegen ganz andere Probleme an. Christian Josephs spricht von einem „gewaltigen Bienensterben“, einem Problem, das sich durch den verstärkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Feldern verschärft. „Die Bienen verlieren dadurch die Orientierung oder werden verrückt“, sagt der Nordstädter, der mit Blick auf den naturbelassenen Stadtwald von besseren Bedingungen für die Bienen spricht.
In diesen Tagen werden seine Bienen wieder aktiv. „Ich schätze, dass der Ertrag aus meinen beiden Völkern auch in diesem Jahr wieder bei etwa zwei Zentnern liegen wird“, sagt Josephs.