Die Stadtkasse ist in Narrenhand

Es war ein harter Kampf für die Möhnen. Letztlich luchsten sie Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus das Regiment aber ab.

Kaarst Pünktlich um 11.11 Uhr hat es gestern in Kaarst an der Rathaustür gerüttelt. Die Möhnen auf der einen, die Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus auf der anderen Seite, um Schlüssel und Stadtkasse zu verteidigen. Mit Boxhandschuhen ausgerüstet standen ihr Kämmerer Stefan Meuser sowie Sebastian Semmler, erster Beigeordneter der Stadt, zur Seite, doch erfolgreich verteidigen konnten sie die Stadtkasse nicht.

„Das war nicht einfach heute, wir mussten uns ganz schön anstrengen“, sagte im Anschluss die Möhne Else Bederke, der es schließlich gelang, der Bürgermeisterin den Schlüssel abspenstig zu machen. Kein Wunder, dass sie erfolgreich war, schließlich hat die 78-Jährige Übung — sie ist bereits seit Beginn dieser Tradition mit dabei.

Ulrike Nienhaus, Bürgermeisterin

Nachdem der Inhalt, bestehend aus (Schokoladen-)Münzen, an die Gäste in der Rathausgalerie verteilt und die Stadtkasse somit geplündert war, richtete sich Bürgermeisterin Nienhaus an die Gäste. „Schwierige Zeiten stehen uns bevor, die Stadtkasse wurde gerade geplündert. Aber wir geben sie heute gerne an euch ab“, sagte sie. Nachdem sie die Karnevalsvereine Kaasch op Jöck, die KG 5 Aape und die Narrengarde Blau-Gold Kaarst sowie ihre Mitarbeiter aus dem Vorstand begrüßt hatte, ging sie in einer karnevalistischen Rede auf die Pläne der Stadt für die Zukunft ein. „Wo einst die Möbel Käufer fanden, sollen bald schon große Firmen landen“, sagte sie etwa über den ehemaligen Ikea-Standort. Auch die 800-jährige Stadtgeschichte fand Erwähnung, zu deren Ehren es in diesem Jahr noch einige Veranstaltungen geben wird. Voller Mut wolle man in die Zukunft schauen.

Foto: Tinter/Skiba

Mut bewiesen auch die Schüler der Matthias-Claudius-Straße. Denn noch bevor das Rathaus gestürmt wurde, führten die bunt verkleideten Kinder auf dem Rathausplatz vor der Bürgermeisterin einen Tanz auf. Im zweiten Anlauf konnten sie sogar die Stadtangestellten dazu bewegen, es ihnen gleichzutun.

Die Kinder seien das Beste am Karneval und es sei schön, wenn sie bereits so früh mit dem närrischen Treiben in Kontakt kämen, sagte Nienhaus. Verantwortlich dafür seien in diesem Fall die Lehrer, die als Würdigung einen Orden erhielten. Da Süßigkeiten für Kinder wertvoller sind als Orden, durften die ´Grundschüler ihre Taschen öffnen, um Kamelle zu empfangen.

Mit Nachwuchs-Karnevalisten endete auch das Programm in der Rathaus-Galerie. Die Tanzmäuse der Narrengarde Blau-Gold zeigten Hebefiguren und standen „den Großen“ in nichts nach, die im Anschluss dran waren. Da die Verwaltung den restlichen Tag geschlossen blieb, konnte gemeinsam weitergefeiert werden — bis auf den Kämmerer und den ersten Beigeordneten, die zu Hause erwartet wurden, um auf die Kinder aufzupassen. Schließlich ist Altweiber der Tag, an dem die Frauen das Sagen haben.