Diesel-Verbot würde Neusser Unternehmen treffen

Die Kreishandwerkerschaft befürchtet massive negative Folgen für die mehr als 12 000 Handwerksbetriebe.

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Rhein-Kreis. Die Unternehmen in der Region warten mit Spannung auf das Gerichtsurteil zu einem möglichen Diesel-Fahrverbot — und befürchten weitreichende wirtschaftliche Folgen. „Das Warten und die Unsicherheit auch bei den Handwerksbetrieben gehen noch einige Tage weiter“, erklärt Paul Neukirchen, nachdem das Bundesverwaltungsgericht seine Entscheidung auf nächsten Dienstag vertagt hat. Sollten Fahrverbote tatsächlich kommen, befürchtet der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein massive negative Folgen für die mehr als 12 000 Handwerksunternehmen in der Region. „Dann wäre Existenzen bedroht“, betont Neukirchen.

Viele Handwerksunternehmen hätten heutzutage Kunden in einem Radius von rund 50 Kilometern um den Firmensitz. „Wir müssen die Kunden mit Dienstleistungen und Waren beliefern können“, so Neukirchen. Das passiere vor allem mit Dieseltransportern, das Angebot von elektrisch betriebenen Nutzfahrzeugen sei immer noch sehr überschaubar.

Das Interesse daran ist vorhanden, auch aus praktischem Grund. Beispiel Neuss: Seit der Erweiterung der Umweltzone, der 2013 auch Teile des Dreikönigenviertels zugeschlagen wurden, durften Diesel-Fahrzeuge der Umweltklasse zwei und drei (rote beziehungsweise gelbe Plakette) nicht mehr einfahren. Anfangs stellte das Amt für Verkehrslenkung noch Ausnahmegenehmigungen aus, zum Beispiel für Handwerksbetriebe. Doch deren Zahl sei inzwischen auf Null heruntergefahren worden, teilt Peter Fischer vom Presseamt der Stadt Neuss mit.

Die zu erfüllenden Voraussetzungen seien allerdings auch nicht ohne. So muss der Antragsteller Erstbesitzer des betreffenden Fahrzeuges sein, das auch vor 2008 zugelassen worden sein muss. Und man müsse die Dringlichkeit nachweisen, sagt Fischer. Im Amt für Verkehrslenkung ist es deshalb ruhig um dieses Thema geworden. Mit einem sprunghaften Anstieg der Anfragen rechnet Amtsleiter Franz Kolbecher allerdings, sollte doch vom Bund eine blaue Umweltplakette eingeführt werden.

Auch die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat über ein mögliches Diesel-Fahrverbot diskutiert. Sie hat ein Positionspapier verabschiedet. „Die Gesundheit der Bürger gilt es zu schützen“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „In Neuss und Mönchengladbach sind die Grenzwertüberschreitungen moderat.“ Daher bestünden gute Chancen, die geforderten Werte ohne Fahrverbote zu erzielen. Als Grundlage für das Positionspapier hatte die IHK betroffene Betriebe befragt. In Neuss sind rund 1200 IHK-Mitgliedsunternehmen in der möglicherweise von Fahrverboten betroffenen Umweltzone ansässig. Etwa 90 Prozent der Unternehmen gaben an, vom Kfz-Verkehr abhängig zu sein, 45 Prozent der Betriebe werden täglich beliefert.